Blood & Sinners – Schwarze Geschichte und Vampirblutrausch
Die Zwillinge Elijah und Elias Smoke sind reich geworden in Chicago zu Beginn der 30er Jahre als Mitarbeiter von Gangsterkönig Al Capone. Doch sie wollen ein neues Leben beginnen, weg vom Kriminellen, und kehren in ihr Heimatstädtchen Clarksdale, Mississippi zurück. 1932 ist die Sklaverei auch in den Südstaaten abschafft, aber der alltägliche Rassismus ist stets zu spüren. Die Zwillinge kaufen eine stillgelegte Mühle mit Inventar und Grundstück für viel Geld vom Boss des angeblich nicht mehr agierenden Ku-Klux-Klan. Dort wollen sie eine Juke-Bar eröffnen, um mit der schwarzen Bevölkerung, den Blues zu feiern und das Leben legal zu geniessen. Auch wenn sie gleich nach der Ankunft zwei Diebe anschiessen, nur um zu zeigen, dass sie das Sagen haben. Sie engagieren Sammie (Miles Caton), den Sohn des Pastors, der ein genialer Gitarrist ist. Auch wenn der Pastor meint, er wird damit in der Hölle landen. Selbst der von der Konkurrenz abgeworbene Pianist Delta Slim (Delroy Lindo) staunt über seine Fähigkeiten. Bei der Eröffnung taucht auch Mary auf, die Exfreundin eines der Brüder. Er hatte sie sitzenlassen, als er nach Chicago ging und sie will Antworten. Die Eröffnung mündet in eine wahre Bluesorgie, bei der nicht nur die eigentlich anwesenden spielen, sondern plötzlich auch afrikanische Stammesmusiker (Schwarze Blueshistorie) und ein DJ und ein Rapper (heutige Bluesformen) mitspielen. Dies wird im Film durch Zeiten überwindende Fähigkeiten von Sammie erklärt, ist aber eigentlich nur ein genialer Kunstgriff. Doch dann taucht eine Countryband auf, dessen Chef Remmick (Jack O’Connell) unbedingt hereingebeten werden will, weil er auch spielen will. Was folgt ist ein sehr blutiger Vampirhorrorfilm, den man am besten mit From Dusk Til Dawn von Roberto Rodriguez vergleichen kann.
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Regisseur Ryan Coogler, der 2013 mit seinem ersten Langfilm Nächster Halt, Fruitvale Station den letzten Tag des Afroamerikaners Oscar Grant nachzeichnete bis hin zu seiner Erschiessung durch einen Polizisten in San Francisco, gleich einen grossen Erfolg in Cannes feierte, machte danach Creed:Rockys Legacy. Danach folgten die zwei Black Panther-Filme aus dem Marvel-Universum. Und nun sein erster, zumindestens in Teilen Horrorfilm. Auch in diesem Film bleibt er, trotz der verschiedenen Genres seiner Filme wieder einem treu: das Erzählen schwarzer Geschichten und das Anprangern von Rassismus. Wie er selber sagt, war er immer ein grosser Fan des Horrorfilms und wollte endlich auch selbst einen drehen. Die Mischung von beidem macht einen ungewöhnlichen Film. Ist die erste dreiviertel Stunde wie eine Familiengeschichte (auch Cooglers Familie stammt von dort), ist der zweite Teil dann eine sehr blutrünstige Vampirstory. Aber auch hier schwingt die Rassismusanklage mit: sind die Countrymusiker und die anderen Vampire zu guten Teil auch vom Ku-Klux-Klan. Und auch die gleich mehreren Enden, haben etwas von beidem.
Wie eine Klammer bei allen Filmen von Ryan Coogler ist sein Hauptdarsteller Michael B. Jordan. Er war bei allen Filmen mit dabei und spielt hier nun die Doppelrolle der Zwillinge. Und anders als bei Robert de Niro in Alto Night klappt das hier sehr gut. Aber er hat bisher in allen seinen Rollen überzeugen können.
Hailee Steinfeld, die bereits 2010 für ihren Debütfilm True Grit für einen Oscar nominiert wurde, spielt hier endlich eine ihrem Alter angemessene Rolle. Sonst verkörpert sie meist noch immer Teenager oder jüngere Charaktere – etwa in Pitch Black 2/3, Bumblebee, The Edge of Seventeen und Hawkeye. Auch in dieser Rolle überzeugt sie wieder einmal, wie eigentlich immer.
Der dritte Hauptdarsteller ist ohne jeden Zweifel die Blues-Musik. Sowohl die Originalstücke, als auch die Musik des isländischen Komponisten Ludwig Göransson überzeugen. Der ist diesmal auch gleichzeitig einer der Produzenten des Films.
Der filmische Hybrid macht am Ende Sinn. Die Mischung ist sehr ungewöhnlich, aber passt und bietet alles von Drama über Horror bis zu Musikgeschichte. Und ist gleichzeitig spannend, unterhaltsam und regt zum Nachdenken an.
Etwas merkwürdig ist nur, das der Film in Deutschland Blood & Sinners heisst, und nicht nur Sinners wie im Original. War Sinners nicht genug ?
Ab dem 17. April 2025 in den deutschen Kinos
Seit dem 16. April in den Schweizer Kinos
Harald Ringel
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