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Berlinische Galerie – Eine Ausstellung, die zwei Ikonen des Berliner Kulturundergrounds der 70er und 80er Jahre feiert : ZusammenSpiel. Tabea Blumenschein – Ulrike Ottinger

Für diejenigen, die mit der Avantgarde-Szene der 70er und 80er Jahre im abgedrehten West-Berlin vertraut sind, ist Tabea Blumenschein eine Ikone, Punk und Queer, die durch die Filme von Ulrike Ottinger (Die Betörung der blauen Matrosen – 1975; Madame X, eine absolute Herrscherin – 1977; Bildnis einer Trinkerin – 1979, für ihre bekanntesten Filme mit Tabea Blumenschein, aber sie arbeitet weiter, ihr letzter Dokumentarfilm, Paris Calligrammes, entstand 2020 und hatte Premiere bei der 70. Berlinale) einem breiteren Publikum bekannt wurde. Mitte der 1980er Jahre zog sich die Allround-Künstlerin (Schauspielerin, Kostümbildnerin, Make-up-Artistin, Musikerin, Malerin) aus dem Rampenlicht zurück, um sich bis zu ihrem Tod im Jahr 2020 der bildenden Kunst zu widmen. Die Berlinische Galerie zeigt eine faszinierende Ausstellung, in der Bilder aus Filmen der Regisseurin mit den Gemälden und Collagen ihrer Fetischdarstellerin gespiegelt werden.

— Ausstellung Berlinische Galerie: ZusammenSpiel. Tabea Blumenschein – Ulrike Ottinger
© Malik Berkati

Blumenscheins künstlerische Kreativität fand in ihrer zweiten Lebenshälfte in der Zeichnung eine starke, weitere Ausdrucksform. Mit einer Auswahl von etwa 40 grossformatigen, farbigen Blättern stellt die Berlinische Galerie dieses bisher wenig bekannte zeichnerische Werk vor. Ergänzt um eine etwa gleichgrosse Anzahl von Fotografien von Ulrike Ottinger, die Blumenschein in verschiedenen Filmprojekten zeigen, feiert die Schau zugleich die künstlerische Zusammenarbeit und Freundschaft dieser beiden wichtigen Protagonistinnen der Berliner Kunstszene der 70er und 80er Jahre.

Man soll diese Ausstellung auf zwei Arten betrachten: Zum einen aus der Gesamtperspektive, um das Spiegelbild und die Energie, die aus dem Gespräch zwischen den beiden Künstlern hervorgeht, zu verstehen und um in die etwas schrullige Atmosphäre der 70er und 80er Jahre einzutauchen. Dann muss man näher herangehen, in die Bilder von Ulrike Ottinger eintreten, Momentaufnahmen mit zahlreichen Subtexten – ebenso verhält es sich mit den Werken von Tabea Blumenschein, die vor Details nur so strotzen, eines bedeutungsvoller als das andere.

— Ausstellung Berlinische Galerie: ZusammenSpiel. Tabea Blumenschein – Ulrike Ottinger
© Malik Berkati

 

Annelie Lütgens, Leiterin Grafische Sammlung und Kuratorin der Ausstellung, merkt an, dass der Titel der Ausstellung von Ulrike Ottinger vorgeschlagen wurde, da er ihre gemeinsame Arbeit gut repräsentiere:

„Sie war wie ein Stummfilmstar, sie wirkte fast ausschliesslich visuell. Sie hatte eine grosse Ausdrucksfähigkeit, ein grosses Repertoire an Ausdrücke.“

Sie fügt hinzu, dass Tabea Blumenschein in Ottingers Filmen starke Frauen – oder starke junge Männer wie den Matrosen – verkörpert, schöne Frauen, die sophistisch oder exotisch sind.

„Diese Art von Figuren faszinierte sie. Sie war völlig unbekümmert, sei es in ihrer Art zu zeichnen oder sich selbst darzustellen.“

Ulrike Ottinger, die beim Presserundgang anwesend war, betonte:

„Jede von uns etwas in den kreativen Prozess der anderen eingebracht habe und dass es sich um einen Austausch in unserer jeweiligen Arbeit gehandelt habe.“

— Ulrike Ottinger
© Malik Berkati

Sie weist darauf hin, dass das Repertoire an Charakteren, die sie in den ausgestellten Fotos verkörpert, sich auch in ihren Zeichnungen wiederfindet, sei es der Matrose oder die attraktive, geschminkte Frau.

„Diese Zeichnungen sind fast alle Selbstporträts (ob es sich um abgebildete Frauen oder Männer handelt), in denen es viele Ornamente, aufschlussreiche Details und auch ein wenig Groteske gibt. Liebe und Tod, das Schöne und das Hässliche liegen in seinen Zeichnungen nahe beieinander, zum Beispiel bei der wunderschönen Frau, die Ohrringe in Form eines Totenkopfes trägt. Sie interessierte sich schon immer für Exotik, Tiere, Voodoo und Farben. Sie interpretierte sich auch als Pop-Figur, zum Beispiel als Barbie. Sie war sehr spielerisch mit den Materialien, mit denen sie arbeitete und die sie inspirierten. Sie adaptierte und interpretierte neu, was sie gelesen, in Filmen gesehen oder in der Malerei anderer, wie z. B. Otto Dix, beobachtet hatte.“

Die äusserst gut gestaltete Ausstellung vermittelt einen künstlerischen Kontext zum Lebenswerk  (über 40 Jahre) dieser Künstlerin.

Die Ausstellung findet aus Anlass der umfangreichen Schenkung von Werken (200 Kunstwerke) Blumenscheins aus dem Besitz Ottingers an die Berlinische Galerie statt.

Bis zum 31.10.22. https://berlinischegalerie.de

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