Die Berlinale, die Deutsche Filmakademie und radioeins ehren den iranischen Filmemacher Jafar Panahi mit der Vorführung von This Is Not a Film
Pressemitteilung
Im Dezember 2010 wurden der iranische Regisseur Jafar Panahi und sein Regie-Kollege Mohammad Rasoulof unter dem Vorwurf der Propaganda gegen das System zu sechs Jahren Haft und 20 Jahren Berufs- und Reiseverbot verurteilt. Trotz anhaltender internationaler Proteste hat ein iranisches Berufungsgericht die Strafe für den Filmemacher inzwischen bestätigt.
Mit Solidaritätsbekundungen und aktionen hatte die Berlinale im Februar bereits auf das Schicksal von Panahi und weiteren iranischen Filmemachern aufmerksam gemacht. Panahi konnte zudem seiner Einladung in die Internationale Jury der Berlinale nicht folgen.
Im September wurde Mojtaba Mirtahmasb Co-Regisseur von Jafar Panahis This Is Not a Film sowie die iranischen Filmschaffenden Katayoon Shahabi, Hadi Afarideh, Naser Safarian, Shahnam Bazdar und Mohsen Shahrnazdar festgenommen.
Der leere Stuhl Panahis bei der Berlinale sorgte für mediale Aufmerksamkeit und weltweite Solidaritätsbekundungen. Die Deutsche Filmakademie rief zu diesem Anlass das Projekt FILMMAKERS IN PRISON ins Leben, das sich für politisch verfolgte Filmemacher einsetzen und Betroffene unterstützen möchte. Beide Institutionen haben auch gegen die jüngsten Verhaftungen und Verurteilungen in Iran protestiert.
Als öffentlichen Protest und als Anerkennung des Mutes der iranischen Filmemacher, ihre Arbeit trotz permanenter Gefahr weiter fortzusetzen, präsentieren die Internationalen Filmfestspiele Berlin, die Deutsche Filmakademie und radioeins am Mittwoch, 9. November 2011, Jafar Panahis und Mojtaba Mirtahmasbs aktuelles Werk This Is Not a Film im Kino in der KulturBrauerei in Berlin.
Der Film, der keiner ist, zeigt einen Tag im Leben von Panahi, der in monatelangem Hausarrest auf seine Verurteilung warten musste. Man sieht ihm beim Frühstücken zu, beim Telefonieren mit seiner Anwältin, man erlebt ihn im Gespräch mit einem Mülltransporteur. Das Drehbuch zu einem neuen Film wurde von den iranischen Behörden abgelehnt, also spielt Panahi dieses im eigenen Wohnzimmer nach, klebt mit Markierungen ein imaginäres Set ab, liest die Rollen. Es ist also doch ein Film entstanden, nur ganz anders als geplant. This Is Not a Film ist das Aufbegehren eines Regisseurs, der das Kino nicht lassen kann und der ohne jedes Selbstmitleid die Ungeheuerlichkeit eines Berufsverbots in Szene setzt.
Die Verurteilungen von Künstlern und Berufsverbote sind ein Verstoß gegen die Menschenrechte, die Meinungsfreiheit und die Freiheit der Kunst. Wir verurteilen dies aufs Schärfste und demonstrieren mit dieser Vorführung unsere Solidarität, sagt Berlinale-Direktor Dieter Kosslick.
Im Rahmen des schönen Mittwochs mit radioeins
9. November 2011 um 20:30 Uhr
Kino in der KulturBrauerei, Schönhauser Allee 36, Haus T, 10435 Berlin
This Is Not a Film (OV mit engl. UT)
Regie, Produktion, Drehbuch, Schnitt: Jafar Panahi, Mojtaba Mirtahmasb
74 Minuten
In Anwesenheit von Berlinale-Direktor Dieter Kosslick, Fred Breinersdorfer, Projektleiter von FILMMAKERS IN PRISON/Deutsche Filmakademie und Ali Samadi Ahadi, Regisseur des Dokumentarfilms The Green Wave.