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achtung berlin Filmfestival 2023 (12. – 19. April 2023) – Ein Festival für den Berliner Nachwuchs

Auch in seiner diesjährigen Ausgabe ist die Grundvoraussetzung, dass der Film in Berlin gedreht ist und/oder die Produktion/ der Regisseur aus Berlin stammt. In vielen Fällen stammen die Filme eher von Leuten, die vorher noch nicht so viel gemacht haben, als von arrivierten Regisseuren. Im Gegensatz zur Perspektive neuer deutscher Film der Berlinale oder dem Max-Ophüls- Preis, muss hier der Berlin-Zusammenhang gegeben sein. Das Festival findet in diesem Jahr vom 12.-19. April in den Kinos Acud, Babylon, City Wedding, Fsk-Kino, Lichtblick, Klick, Wolf und Union in Fürstenwalde statt. Die Eröffnung wird erstmals im auch für Film wieder geöffneten Colosseum gefeiert.

Eröffnungsfilm ist Vamos A La Playa von Bettina Blümner. Die debütierte vor 15  Jahren mit der exzellenten Dokumentation Prinzessinnenbad. In ihrem neuen Spielfilm begleitet der Zuschauer Benjamin (Leonard Scheicher) nach Kuba. Er soll Katharina (Victoria Schulz) helfen, ihren vermissten Bruder Wanja (Jakub Gierszal) zu finden und nach Hause zu bringen. Denn der Vater ist schwer krank.  Doch Katharina glaubt da nicht dran und will eigentlich nur eins: Urlaub machen und viel unkomplizierten Sex gegen Geld haben. Ausserdem hat sie ihre Freundin Judith (Maya Unger) im Schlepptau. Die ist von ihrem Ex enttäuscht, verliebt sich dann aber doch in einen Kubaner, will ihn sogar heiraten. Und das, wo sie Benjamin gerade näher gekommen ist. Als der Wanja doch noch findet, ist dessen eigentliches Ziel, viel Geld für seine kubanischen Freunde herauszuschlagen. Das sehr unterhaltsame Roadmovie zeigt die Kluft zwischen armen Kubanern und reichen Europäern, die, selbst wenn sie gutes wollen, eigentlich nur ihre Überlegenheit demonstrieren. Stichwort: Sextourismus. Der Film startet in Deutschland gleich nach dem Festival am 27.4. im Kino.

Im Spielfilmwettbewerb werden zehn Filme zu sehen sein, die um den New Berlin Filmaward konkurrieren. Die meisten dieser Filme werden später auch im Kino zu sehen sein. Ein Highlight ist Piaffe von Ann Oren. Der Film um eine Frau, der während dem Vertonen eines Werbespots mit Pferden ein Pferdeschwanz wächst, der ihr hilft ihre Schüchternheit abzulegen und ihre sexuelle Identität zu finden, ist eine faszinierende Mischung aus Fantasy und Selbstfindungstrip. Vor allem die Hauptdarstellerin (Simone Bucio) spielt erstklassig. Der Film lief bereits erfolgreich auf den Festivals in Locarno und Hamburg. Mehr dazu auch in dem Hamburg-Bericht.

Sehr stark ebenfalls Sprich mit mir von Janin Halisch, um einen Mutter/Tochter- Konflikt, Tamara von Jonas Ludwig Walter über die Rückkehr einer Tochter ins Haus der DDR-Vergangenheit ihrer Eltern und Alaska von Max Gieschinski über die Alltagsflucht einer Frau in ihrem alten Kanu. Auch zu erwähnen, Franky Five Star von Birgit Möller, der die Liebesprobleme der Hauptdarstellerin (Lena Urzendowsky ) mit ihren eingebildeten Alter Egos (als Personal in ihrem Kopf-Hotel), verquickt. Zu allen vier Filmen mehr in dem Abschlussbericht.

Einer der besten Filme der diesjährigen Perspektive der Berlinale, Geranien von Tanja Egen wird als Sondervorführung gezeigt. Auch hier steht ein Mutter/ Tochter – Konflikt im Mittelpunkt. Mehr zum Film in dem Perspektive- Bericht.

Im Dokumentarfilmwettbewerb werden ebenfalls 10 Filme gezeigt. Darunter zwei Filme über farbige Töchter, deren Väter zu DDR- Zeiten abgeschoben wurden: The Homes We Carry von Brenda Akele Jorde und Independence von Felix Meyer- Christian. Drei Frauen von Maksym Melnyk porträtiert drei Protagonistinnen in einem kleinen ukrainischen Dorf, wo keine jungen Leute mehr wohnen. Der rote Berg von Timo Müller, eine Art Bilderbogen über Leute und Geschehnisse in einem Stadtberg, die vom Archäologen über Jugendliche Rumhänger bis zu einem Kriminalfall reichen.

Stark das Porträt eines erst jetzt wiederentdeckten Tier- und Heimatfotografen , der sein Werk nach dem ersten Weltkrieg begann und  bis Mitte der 1950er fortführte  in Die toten Vögel sind oben von Sönje Storm. Mehr auch hier im Schlussbericht.

Ausserdem gibt es viele Filme in der Sektion Spotlight zu entdecken, einige TV-Produktionen, Programme mit kurzen und mittellangen Filmen und die Retrospektive mit Filmen zum Umweltschutz im späten DEFA- Film. Auch bei den neuen filme ist Umwelt und Nachhaltigkeit ein Thema, das häufig vorkommt.

achtung berlin Filmfestival

Harald Ringel

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