Öffentliche Sichtungen im Kino Arsenal in Berlin, 10. und 13.03.2019 : re-selected und Harun Farocki Institut
Im März präsentieren zwei Projekte von „Archive ausser sich” Öffentliche Sichtungen im Kino Arsenal.
re-selected zeigt Experimentalfilme von Kenneth Anger, Bruce Baillie, Bruce Conner, Larry Gottheim, Standish Lawder, Marie Menken, Robert Nelson, Ron Rice, Lee Savage und Anita Thacher, die 1989 in einer Retrospektive zum Abschied Karola Gramanns als Leiterin der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen aufgeführt wurden. Das Harun Farocki Institut präsentiert zwei Filme von Jean Rouch aus dem Archiv des Arsenal.
re-selected: American Experimental, 10. März, 19h Programm
Sonntag, 10.3., 19h, zu Gast: Karola Gramann, Heide Schlüpmann, Christine Noll Brinkmann
KUSTOM KAR KOMMANDOS Kenneth Anger USA 1965 16 mm OF 4‘
OH DEM WATERMELONS Robert Nelson USA 1965 16 mm OF 10‘
GLIMPSE OF A GARDEN Marie Menken USA 1957 16 mm OF 5‘
FOG LINE Larry Gottheim USA 1970 16 mm stumm 11‘
PERMANENT WAVE Anita Thacher USA 1966 16 mm OF 4‘
CHUMLUM Ron Rice USA 1964 16 mm OF 23‘
RUNAWAY Standish Lawder USA 1970 16 mm OF 6‘
REPORT Bruce Conner USA 1963–67 16 mm OF 13‘
MICKEY MOUSE IN VIETNAM Lee Savage USA 1968 16 mm OF 1‘
ALL MY LIFE Bruce Baillie USA 1966 16 mm OF 3‘
Karola Gramann war von 1985 bis 1989 Leiterin der Oberhausener Kurzfilmtage. Ihr Abschiedsgeschenk war die Retrospektive „Amerikanische Avantgarde- und Experimentalfilme der 60er Jahre“, kuratiert von Alf Bold und Christine Noll Brinckmann. Gemeinsam mit Heide Schlüpmann hat sie aus den Archiven des Arsenal und der Kurzfilmtage eine „Reprise“ dieses Programms zusammengestellt, das seinerzeit ein Statement war. Denn für Experimentalfilme musste in Oberhausen oft gekämpft werden, und wurden sie gezeigt, so polarisierten sie wie kaum etwas anderes.
Bis auf OH DEM WATERMELONS und MICKEY MOUSE IN VIETNAM stammen alle Kopien aus dem Archiv des Arsenal.
Der Eintritt ist frei.
Text: Tobias Hering
Programm Mittwoch, 13.3., 19.30h, präsentiert vom Harun Farocki Institut
PORTRAIT DE RAYMOND DEPARDON Jean Rouch F 1983 16 mm OF 11‘
FOLIE ORDINAIRE D’UNE FILLE DE CHAM Der gewöhnliche Wahnsinn einer Tochter Hams Jean Rouch F 1985 16 mm OmU 79‘
Der ethnographische Film war für Harun Farocki ein konstanter Bezugspunkt. Modellhaft lässt sich an ihm beobachten, wie Film und Forschung ineinandergreifen. Von den zwölf Filmen Jean Rouchs im Archiv des Arsenal zeigt das Harun Farocki Institut einen der unbekannteren, FOLIE ORDINAIRE D’UNE FILLE DE CHAM. Er weicht von der klassischen ethnographischen Arbeit ab und vollzieht eine mehrfache mediale Übersetzung: „Ausgehend von dem Text eines jungen Autors aus Martinique, Julius Amédée Laou, im Theater inszeniert von Daniel Mesguish, hat Jean Rouch die Handlung in ein Hospital verlegt und ihr als ‚wissenschaftlichen‘ Rahmen die Präsentation eines Falls gegeben: Ein Psychiater namens Charcot stellt seinen Kollegen einen spektakulären Fall vor, den sie selber einer Einschätzung unterziehen können. Die Zuschauer des Films sind mit den Ärzten zusammen Zeuge dieser Vorführung.“ (Katalog des Berlinale Forum) Zuvor: Raymond Depardon und Jean Rouch filmen sich gegenseitig filmend.
Beide Kopien entstammen dem Archiv des Arsenal.
Der Eintritt ist frei.
Text: Harun Farocki Institut
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