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Was ist Liebe wert: Materialists—Liebe und Einsamkeit im digitalen Zeitalter

Viele Menschen sind heute einsam. Das liegt vor allem daran, dass heute fast alles nur noch im Internet und am Smartphone abläuft, und viele Leute sich persönlich nicht mehr aus ihrer sicheren Komfortzone wagen. Auch, weil man heute nie weiss, an wen man gerät.

— Dakota Johnson und Chris Evans – Was ist Liebe wert — Materialists
Foto: Atsushi Nishijima Adore Matchmaking LLC

Die Regisseurin Celine Song hat daraus nun einen Film gemacht, von dem man anfangs annimmt, dass er eine romantische Komödie wird, der aber viel mehr ist. Sie, selbst eine Einwanderin in Amerika, begann als viel beachtete Theaterautorin, legte aber 2022 gleich mit ihrem ersten Film Past lives einen Hit vor. Erfolgreich bei den Festivals in Sundance und Berlin erhielt sie 2023 sogar zwei Oscarnominierungen. In Past Lives verarbeitete sie ihre eigenen Erfahrungen mit der Liebe, als ihr früherer Freund sie plötzlich in New Yotk besucht, wo sie aber schon verheiratet ist. Schon dort spielte sie mit der Geschichte einer Frau zwischen zwei Männern. Aber das Ende war anders, als viele erwartet hatten. Auch in ihrem neuen Film ist es ähnlich. Sie hat auch hier wieder eigene Erfahrungen eingebaut, arbeitete sie in New York zunächst in einer Agentur für Heiratsvermittlung.

Lucy (Dakota Johnson) arbeitet in einer noblen Partnervermittlungsagentur. Die Kunden hier haben normalerweise Geld und ein gutes Leben, schaffen es nur nicht, persönlich einen Partner fürs Leben zu finden. Daher gleichen die Anforderungen ihrer Klienten eher einem Fantasieland als der Realität. So darf der Mann nicht kleiner sein (manche Männer lassen sich dafür sogar die Beine brechen, nur um grösser zu werden), es müssen mindestens 200.000 Dollar im Jahr verdient werden. Lucy ist selbst nicht anders, hat sie doch einst ihren Freund, den erfolglosen Schauspieler Jack (Chris Evans), verlassen, nur weil er ihren Anforderungen nicht entsprochen hatte. Und das, obwohl sie ihn immer noch liebt. Jede Hochzeit wird in der Agentur mit einer Tortenparty gefeiert, und die Vermittlerin wird zur Hochzeit eingeladen. So auch diesmal. Und so verteilt Lucy Visitenkarten und unterhält sich mit möglichen zukünftigen Kunden. Dabei lernt sie Harry (Pedro Pascal) kennen, einen superreichen Geschäftsmann mit Luxusapartment, der alles hat, wovon sie immer geträumt hat. Doch auf derselben Party trifft sie auch Jack wieder, der dort die Drinks serviert. Doch der hat immer noch kein Geld und lebt nach wie vor in einer Dreier-Wohngemeinschaft.

Das könnte nun eine normale Romcom werden, ist aber viel mehr. So hat Lucy ihre schwer zu vermittelnde Kundin gerade mit jemandem zusammengebracht, der zudringlich geworden ist und sie nun stalkt. Doch dies ist eines der normalen Risiken im Geschäft, wie ihre Chefin sagt. Allerdings belastet das Lucy sehr, hatte sie es bisher doch stets verdrängt.

Da wird der Film dann sehr realistisch und kritisch, aber auch ansonsten zeigt er, wie oberflächlich und egoistisch sich die Oberschicht in New York (und eigentlich überall) verhält. Frei nach dem Credo des amerikanischen Präsidenten Trump: Let’s make a deal.

Verstärkt wird der positive Eindruck des Films durch seine Darsteller*innen, die alle drei unter Beweis stellen, dass sie mehr können, als man ihnen bisher zugetraut hat. Dakota Johnson, vor allem durch ihre (nicht so guten) Fifty Shades of Grey-Filme bekannt, hat inzwischen eine grosse Bandbreite gezeigt – vom Superheldenfilm Madame Web über den Indie-Film Am I Okay? bis zum erstklassigen Zweipersonenkammerspiel Daddio. Chris Evans, der vor allem als Captain America bei den Avengers bekannt wurde, dreht inzwischen auch viele andere Filme. So kommt er im September als Priester und Gangster in Honey Don’t in die Kinos. Und Pedro Pascal, der Star von Serien wie The Last of Us oder The Mandalorian, hat nach Gladiator 2 alleine dieses Jahr vier neue Filme in den unterschiedlichsten Rollen: The Fantastic Four: First Steps, Freaky Tales, Eddington und Was ist die Liebe wert: Materialists.

Der Film startet am 21. August in den deutschen und deutschschweizer Kinos.

Harald Ringel

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