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32. Filmfest Dresden (8.–13. September 2020): 338 internationalen Kurzfilmen und rund 260 Filmgäste und Fachbesucher:innen

Fast viereinhalb Monate später als geplant startet das 32. Filmfest Dresden in der Schauburg. Vom 8. bis zum 13. September wird ein vielfältiges Programm aus 338 internationalen Kurzfilmen, selten gezeigten Filmen aus Archiven sowie Meisterklassen, Workshops, Podiumsdiskussionen und Ausstellungen präsentiert. Die Festivalleiterinnen Sylke Gottlebe und Anne Gaschütz und ihr Team begrüssen rund 260 Fachbesucher:innen und Filmschaffende, darunter den israelischen Videokünstler und Filmregisseur Omer Fast. Das beliebte Kurzfilm-Open-Air lädt bei freiem Eintritt mit 19 kurzweiligen Programmen zum Verweilen auf dem Dresdner Neumarkt ein.

6. Kurzfilm-Open-Air auf dem Dresdner Neumarkt

Parallel zur Eröffnung findet der Auftakt zum kostenlosen Kurzfilm-Open-Air auf dem Dresdner Neumarkt statt. Die beliebte Veranstaltung wird vom Filmfest Dresden bereits zum sechsten Mal während der Festivalwoche veranstaltet. Mehr als 90 Produktionen aus über 30 Ländern erzählen in 16 thematischen Reihen herzergreifende und humorvolle Geschichten, greifen drängende Fragen unserer Zeit auf, bieten kritische Informationen und tauchen ein in verträumte Welten. Kurzfilme für Familien gibt es am Samstag und Sonntag von 14 bis 17 Uhr bei insgesamt drei Family Shorts-Programmen.

— Kurzfilm-Open-Air auf dem Dresdner Neumarkt
© Michael Kaltenecker

Themenschwerpunkte beim 32. Filmfest Dresden: Trauma und weiblicher (Kurz)Film

Vor allem bei der Zusammenstellung der Sonderpgrogramme lag ein Fokus auf dem Schwerpunktthema des diesjährigen Festivals: Spuren des Traumas. Die Reihe Monitoring Migration – Welt in Bewegung, befasst sich unter anderem mit der filmischen Darstellung von Migrationsphänomenen, die immer wieder traumatisch besetzt sein können. Wie die ersten Nachkommen von Migrant:innen in der Schweiz – auch Secondos oder Secondas genannt – die alltäglichen Spannungen zwischen Identitäten, Vorurteilen und Realität, zwischen Heimat und Fremde filmisch verarbeiten, zeigt das Programm There And Back Again – Secondos’ Tales. Dem Trauma, das die Menschheit dem Planeten zufügt, widmet sich das Programm Animated 1: How Dare You?  Als Gastkurator beleuchtet der Animationskünstler David Buob, das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven – philosophisch, kapitalismuskritisch, politisch, zornig und auch schwarzhumorig.

Ein weiterer Festivalschwerpunkt liegt auf dem weiblichen (Kurz-)Filmschaffen: Den Regisseurinnen der DEFA und des unabhängigen Films der DDR widmet sich das Filmfest Dresden in der Retrospektive Poetisch. Politisch. Renitent. In den zwei Programmen Vom Aufbegehren und Neue Frauen braucht das Land werden unter anderem Arbeiten der Dresdner Künstlerinnen Christine Schlegel, Marion Rasche und Monika Anderson sowie Dokumentarfilme von Helke Misselwitz gezeigt. Das vielfältige künstlerische Schaffen von Christine Schlegel wird in zwei weiteren Veranstaltungen beleuchtet: In der Ausstellung Phasen in der Galerie Raskolnikow präsentiert Schlegel gemeinsam mit dem Dresdner Künstler Helge Leiberg Bewegte Bilder. Darüber hinaus gibt die Masterclass mit Christine Schlegel: Bewegte Bilder Einblick in ein facettenreiches Œuvre, das einen weiten Bogen von Malerei mit surrealen Korrespondenzen, Installationen, Videoprojektionen bis hin zu experimentellen Filmessays spannt.

Sieben Rechte des Zuschauers Mariona Rasche und Peter Misbach (1980)
© DEFA Stiftung (Helmut Krahnert)

Dem Einfluss der Frauen im DDR-Trickfilm geht die Ausstellung  Aus der Rolle gefalllen- Frauen im DEFA-Studio für Trickfilme nach. Das Deutsche Institut für Animationsfilm (DIAF) präsentiert Zeitzeug:innengespräche, statistische Erhebungen sowie umfangreiches Archivmaterial. Den Blick in die Zukunft wagt das Projekt Happiness Machine, in dem zehn eigenwillige, skurrile, politische, vor allem aber musikalische Kurzfilme – allesamt von Regisseurinnen – der Frage nach einer gerechten Gesellschaft nachgehen.

Ein (fast) normales Festival

Das Festivalprogramm, das im März 2020 aufgrund der COVID-19-Pandemie in den Herbst verschoben werden musste, kann fast vollständig im geplanten Umfang durchgeführt werden. Die Wettbewerbe und Sonderprogramme sollen wie gewohnt in den bekannten Dresdner Spielstätten, wie der Schauburg, dem Programmkino Ost oder auch dem Thalia Kino, unter Einhaltung der Hygienevorschriften, gezeigt werden. Auch das kostenfreie Open Air bespielt wieder festivalbegleitend den Dresdner Neumarkt.

— Tribut Omer Fast
© Filmfest Dresden

Lediglich das Rahmenprogramm für Fachbesucher:innen wird in kleinerem Rahmen als gewohnt, dafür aber mit digitaler Übertragung stattfinden. Grund dafür ist der zu erwartende Rückgang an nationalem und internationalem Fachpublikum. So ist geplant, Panels und Filmgespräche in den Kinos zu filmen und parallel online zu übertragen bzw. internationale Panelteilnehmende live zuzuschalten. Die begleitende Diskussionsrunde zum diesjährigen Schwerpunkt „Repräsentierbarkeit von Trauma“ wird somit beispielsweise gleichzeitig im Kino und digital stattfinden, mit der Möglichkeit, online Fragen zu stellen und zu interagieren. Auch die Preisverleihung am 12. September 2020 wird somit erstmals live im Internet zu verfolgen sein.

Das ganze Programm

„Uns liegt die inspirierende Festivalatmosphäre wie auch die Unterstützung der lokalen Kinoszene am Herzen. Deshalb haben wir uns gegen ein rein digitales Festival entschieden“

erläutert Sylke Gottlebe.

„Zudem war uns sehr wichtig, dass die Werke der Filmschaffenden, die wir dieses Jahr für unsere Programme ausgewählt haben, ihren gebührenden Auftritt erhalten. Deshalb freuen wir uns, den diesjährigen Festivaljahrgang in angepasster Form endlich präsentieren zu können“

so die Festivalleiterin.

Also, Film ab!

Malik Berkati

https://www.filmfest-dresden.de

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Malik Berkati

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