FFC2022 – Vom 8. bis 13. November Cottbus wird zum Dreh- und Angelpunkt des osteuropäischen Films
Das FilmFestival Cottbus (FFC) ist seit 32 Jahren ein Treffpunkt für Liebhaber des osteuropäischen Kinos und hat sich im Laufe der Jahre zu einem wichtigen Begegnungszentrum für Produzent*innen, Filmschaffende, Drehbuchautor*innen und andere Beteiligte der Branche entwickelt, in dem zahlreiche Projekte initiiert und/oder entwickelt werden.
Mit insgesamt 219 Filme aus 48 Produktionsländern und allen Filmgenres, das FFC bietet einen einzigartigen Überblick über das aktuelle Filmschaffen in Mittel- und Osteuropa. Darunter sind auch in diesem Jahr zahlreiche Deutschland-, Welt- und Internationale Premieren. Nahezu jeder Vorführung gibt es Gespräche mit Regisseur*innen, Produzent*innen und Schauspieler*innen.
Im Zentrum des Festivals stehen vier Wettbewerbe und zahlreiche Preise vergeben. Neben den vier Wettbewerben gibt es sieben weitere Sektionen.
Im Spotlight steht in diesem Jahr das rumänische Kino im Mittelpunkt. In der neuen Sektion EcoEast werden Filme zu ökologischen Themen und Nachhaltigkeit gezeigt. Wie geht Osteuropa beispielsweise mit dem Klimawandel um?
Die Reihe What`s left? fragt, wie sich Osteuropa mit der „Zeitenwende“ arrangiert. Was ist übriggeblieben von den Versprechen nach 1990? Eine weitere Reihe hinterfragt Frauenrollen im Sozialismus und danach. Das FullDome-Programm bietet im Cottbuser Raumflugplanetarium eine einzigartige Gelegenheit, vollkommen in die Filmwelt einzusteigen und sich in den Bann einer 360 Grad- Projektion ziehen zu lassen.
Aktuelle polnische Filme präsentiert schon traditionell die Sektion Polskie Horyzonty. Sie reflektieren in diesem Jahr Bilder der Provinz. Aus dem Gesamtwerk des Wahl-Cottbuser Filmemachers Ralf Schuster werden Filme von Super-8 bis 35 mm gezeigt.
Im FFC-Programm gibt es ausserdem wieder die Sektionen Spectrum mit aktuellen Filmen zwischen Genre und Essay, Hits mit Blockbustern aus Mittel- und Osteuropa und Kids im Kino mit Kinder- und Familienfilmen. In Heimat | Domownja | Domizna werden unter anderem neue sorbische Filme gezeigt, eine Hommage widmet sich Jörg Herrmann, einem der weltweit letzten praktizierenden klassischen Silhouettenfilmern.
Ukraine im FFC
Viele Festivals haben in diesem Jahr eine Sektion für ukrainische Filme eingerichtet. Das FFC ist keine Ausnahme und präsentiert 13 Filmen aus und 3 Filmen über die Ukraine, die in fast allen Programmsektionen des Festivals zu sehen sind. Im Gegensatz zu einigen Festivals, die alle russischen Produktionen aus ihrem Programm gestrichen haben, hat das FFC jedoch entschieden, dass russische Filme jedoch nicht grundsätzlich ausgeschlossen sollten.
„Zahlreiche Filmschaffende haben in den vergangenen Monaten Russland aus Protest den Rücken gekehrt oder äußern sich trotz aller Gefahren kritisch im eigenen Land. Auch ihnen gilt es die Hand zu reichen und ihnen eine Stimme zu verleihen“
heisst es.
Der 11.11. steht unter dem Motto „Ukrainischer Tag“. Neben Filmvorführungen mit anschliessenden Publikumsgesprächen mit den Regisseuren gibt es an diesem Tag zwei Podiumsgespräche. Im Fokus stehen die augenblickliche Situation Filmschaffender in der Ukraine und die Rolle des Kinos bei der Verarbeitung des vom Angriffskrieg geprägten Alltags und der Diskussion der politischen Kultur. An diesem Tag erhalten ukrainische Geflüchtete gegen Vorlage ihres Reisepasses freien Eintritt in alle Filme des FilmFestival Cottbus.
Andreas Stein, Geschäftsführer des FilmFestival Cottbus erklärt:
„Wir haben in den letzten Jahren kontinuierlich mit ukrainischen Filmschaffenden, Filmfestivals und Medienvertretern zusammengearbeitet und damit einen kleinen Beitrag für die Entwicklung dieser ausserordentlichen Filmlandschaft geleistet und werden das auch weiterhin tun“.
Programmdirektor Bernd Buder ergänzt:
„Ukrainisches Kino ist integraler Bestandteil des europäischen Filmschaffens. Fast jährlich premieren auf den für internationale Filmstarts besonders einflussreichen A-Festivals wie Berlin, Venedig und Cannes Filme aus der Ukraine. Die Mischung aus präziser Beobachtung und poetischen Motiven und einem Hang zur Groteske macht das ukrainische Kino heute so interessant wie unberechenbar. Wir zeigen beim FFC in diesem Jahr die ganze Bandbreite des ukrainischen Films.“
Ein Aufenthalt in Cottbus – kulturelle Hauptstadt der sorbischen Minderheit – lohnt sich wegen der malerischen Schönheit der Stadt, den schönen Kulturhäusern, darunter das wunderschöne Filmtheater Weltspiegel, aber wenn man nur einen Tag Zeit hat, lohnt sich auch der Besuch des Festivals: Die direkte Zugfahrt von Berlin nach Cottbus dauert nur eine Stunde und 24 Minuten, genug, um fünf Filme des Programms zu sehen, und wenn Sie einen der erschütterndsten Filme dieses Jahres sehen wollen, empfehlen wir Ihnen, den Tag zu wählen, an dem Safe Place des kroatischen Regisseurs Juraj Lerotić gezeigt wird (hier die Kritik auf Französisch).
Malik Berkati
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