Gran Turismo – Vom Gamer zum echten Rennfahrer
Videospielverfilmungen sind im Kino schon lange eine feste Grösse. Normalerweise handelt es sich dabei um Verfilmungen von Spielen mit Handlung, die meist in viele Actionszenen mündet. Bei Gran Turismo handelt es sich jedoch um eine Rennsimulation, entwickelt vom Japaner Kazunori Yamauchi für die Sony-Playstation. Da lag es nah für den Sony-Konzern nun auch einen Film daraus zu machen. Man gewann dafür den südafrikanischen Regisseur Neill Blomkamp, der durch seine Science Fiction-Filme (District 9, Elysium und Chapie) bekannt wurde. Ein Film basierend auf einer wahren Geschichte aus der Welt des Rennsports ist da eher eine ungewöhnliche Wahl. Aber der Regisseur macht daraus einen spannenden Film mit überzeugenden Schauspielern, der von Inszenierung und Stil trotzdem an seine früheren Werke erinnert. Vieles ist auch hier von Hand gemacht, so wurde auf echten Rennstrecken mit realen Rennwagen gedreht und wurde mit Computereffekten „verfeinert“. So verwandelt sich mitten im echten Rennen der Wagen des Protagonisten in seinem Kopf durch eine 3D-Simulation in seine Einzelteile und zurück in einen Rennwagen, was ihm quasi einen geistigen Schutz vor den Gefahren des echten Rennens gewährt.
Der Film folgt der Geschichte des schwarzen Jugendlichen Jann Mardenborough aus dem englischen Cardiff. Gespielt wird er von Archie Madekwe, der bisher nur in Fernsehfilmen und in kleinen Rollen in Filmen von Ari Aster (Midsommar und Beau Is Afraid) zu sehen war. Er ist ein ruhiger, eher schüchterner Junge, der ständig auf der Playstation Gran Turismo spielt. Und er ist ein echter Champion im virtuellen Rennwagen. Doch sein Vater ( Djimon Hounsou, bekannt aus Filmen wie Amistad oder Blood Diamond, möchte, dass er sich endlich für einen Beruf entscheidet, der ihn geldlich absichert, kommt er so doch aus armen Verhältnissen. Da kann auch seine Mutter (Spice-Girl Geri Helliwell Horner) nicht viel daran ändern. Doch Jann lebt nur für seinen Traum, Rennfahrer zu werden.
Als der Nissan-Marketing-Experte Danny Moore (Orlando Bloom, bekannt als Legolas in den Herr der Ringe-Filmen und aus Piraten der Karibik) seinen Vorgesetzten vorschlägt, eine Gran Turismo Academy zu gründen und aus den besten Gamern einen Gewinner zum echten Rennfahrer auszubilden, der dann für Nissan an den Start geht, stösst er zunächst auf Ablehnung. Er darf es nur tun, wenn er einen Rennstallprofi findet, der es für möglich hält und die Ausbildung übernimmt. Doch das gestaltet sich schwierig, da es alle für zu riskant halten. Keiner will den Tod eines Gamers auf dem Gewissen haben. Das gilt zunächst auch für Jack Salter (David Harbour, Streaming-Star aus Stranger Things, Violent Night, Black Widow). Doch als er im Streit aus dem Capa-Team (dessen Chef wird von Thomas Kretschmann gespielt) ausscheidet, nimmt er den Job an. Bei einem Wettbewerb mit dem Gran Turismo Spiel gewinnt Jann und wird in die Academy aufgenommen. Was nun folgt sind die ersten Schritte unter den anderen Gewinnern, aus denen jeweils einer ausscheidet, bis nur einer übrig bleibt. Als Jann tatsächlich gewinnt, will Danny Moore das noch verhindern, weil der schweigsame Jann eine PR- Katastrophe sei. Doch Jack Salter setzt sich durch. Man folgt nun seinem Weg durch die restliche Ausbildung, seine ersten Rennen, seinem Unfall, bis zum grossen Finale in Le Mans. Wer das französische 24-Stunden- Rennen gewinnt, geht für immer in die Geschichte ein.
Der Film überzeugt als spannender Rennfahrerfilm, der auch in Zitaten an frühere Filme wie Le Mans erinnert und von guten Schauspielern überzeugend gespielt wird. Und der Hauptdarsteller Archie Madekwe ist eine positive Überraschung, steht er seinen Kollegen in nichts nach. Wie schon bei Barbie, wo deren Schöpferin Ruth Handler auftaucht, taucht auch hier der Spieleschöpfer im Film auf, gespielt von Takehiro Hira. Und auch der echte Jann Mardenborough war involviert. Der Fahrer der inzwischen rund 200 Profirennen gefahren ist, war der Stuntfahrer in den Rennszenen für sein Schauspieler- Alter Ego. Und die Gran Turismo Academy gibt es real nun schon seit 2008.
Der Film startet in Deutschland am 10.8.23.
Harald Ringel
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