Wie macht man das Fliegen grün?
Immer mehr Menschen haben einen Anflug von schlechtem Gewissen beim Abflug, der Luftverkehr gilt als Klimakiller. Als die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg zum Wirtschaftsgipfel nach Davos reiste, um den dort versammelten Granden die Leviten zu lesen, sprach sie immer wieder von der 30 stündigen Bahnfahrt, die sie in Kauf genommen hatte, um nur ja den CO2 Ausstoss einer Flugreise zu meiden.
Doch ist es eine Lösung, vom Fliegen Abstand zu nehmen? Beruflich Reisende werden auf den Zeitgewinn beharren, und ab gewissen Entfernungen oder geografischen Gegebenheiten ist das Fortkommen zu Lande und zu Wasser keine wirkliche Alternative mehr.
Mit der International Association for Sustainable Aviation (IASA) hat sich ein Verband etabliert, der die scheinbar unversöhnlichen Ziele stetig ansteigender Luftfahrt und nachhaltigem Umgang mit natürlichen Ressourcen und Klimaschutz einander näher bringen, langfristig gar die Unversöhnlichkeit auflösen will. Erster Vorsitzender ist Rolf Dörpinghaus, ein altgedienter Luftfahrtjournalist, – Berater und – Lobbyist.
Er verweist auf bereits erreichte Ziele wie effizientere Technologien, die etwa durch verbesserte Triebwerke und ob der Verwendung von Verbundwerkstoffen leichter werdende Flugzeuge deren Sprit Durst schon etwas eingeschränkt haben. Auch die Entwicklungen in der Konstruktion von Fluggeräten, wie sie auch der Laie mit halbwegs scharfem Auge wahrnehmen kann, wenn er die Formgebung der Tragflächen oder die Wingtips und Winglets an deren Ende bei neueren Jets bemerkt, nächstes Mal am Airport.
Der auch in der Zivilluftfahrt relevant werdende Handel mit Verschmutzungsrechten zeigt jedoch, dass dies nurmehr erste Ansätze sind. Dörpinghaus ist weder Träumer noch Aktivist, eher jemand, der Konzerne berät und schliesslich ja auch für sie gearbeitet hat. Seine Vision eines nachhaltigen Luftverkehrs beruht a la long auf “Power to Liqiud” Kraftstoffen. Diese verflüssigen, vereinfacht erklärt, elektrische Energie, die wiederum CO2 neutral gewonnen werden kann. Solches Flugbenzin gibt es bereits, es kann herkömmlichem Kerosin beigemischt werden und so die Klimabilanz eines Flugs erheblich verbessern.
Allerdings ist es noch teuer und wenig verbreitet. Die Flugzeuge von übermorgen werden wohl rein elektrisch fliegen müssen, um nachfolgenden Generationen Flugreisen zu ermöglichen, und das unablässige Wachstum der Luftfahrt zu ermöglichen, ohne dass die Erde unbewohnbar wird. Der Charme der PtL Kraftstoffe hingegen ist, dass sie auch für heutige Flugzeuge einsetzbar sind.
Die IASA veranstaltet einen jährlichen Kongress, Greener Skies Ahead genannt, auf dem sich Experten zu diesem Thema austauschen und vernetzen. Auf der Webseite des Verbands kann man auch ganz unerwartete Beispiele für einen Flugverkehr mit Rücksicht auf die Umwelt finden. So hat die portugiesische Leasing Airline HiFly den ersten plastikfreien Flug durchgeführt, als sie einen Airbus A 340 ohne vermeidbare Kunststoffe von Lissabon nach Natal (Brasilien) schickte. Die Mahlzeiten wurden mit Besteck aus Bambus gereicht, und statt Plastikhüllen gab es kompostierbare aus Papier.
Alles nur erste Ansätze, die Kritiker der Luftfahrt nicht umstimmen werden. Positiver betrachtet aber vielleicht auch Schritte, die in die richtige Richtung weisen. Rolf Dörpinghaus ist zum Beispiel Verfechter teurerer Tickets, und sagt auch zur Bahnreise nicht nein. Doch das Ziel bleibt, eine Zukunft für den Luftverkehr zu sichern. Was uns nicht abhalten sollte, bei der nächsten Reiseplanung mal darüber nachzudenken, ob es denn wirklich immer der Flieger sein muss.
Frank B. Halfar
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