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Berlinale 2022 –  Panorama: Dreaming Walls – Ein Kaleidoskop durch die Zeiten des Hotels Chelsea

Das Chelsea Hotel gilt als eines der berühmtesten Hotels in der Mitte von New York. Berühmt geworden vor allem durch seine vielen prominenten Gäste zwischen den 50er und den 80er Jahren. Viele Musiker und Schauspieler waren dort zu Gast, wie Patti Smith, Janis Joplin oder Marilyn Monroe, aber vor allem die Anwesenheit von Andy Warhol und seinen Factory-Leuten, hat es bleibend in den Köpfen der Menschen verankert. Warhols Film Chelsea Girls gilt auch heute noch als Underground-Filmklassiker. Aber das Hotel war auch das Auffangbecken vieler finanzschwacher Menschen, sowie Rauschgiftsüchtiger und Prostituierten. Der damalige Chef Stanley trennte seine Klientel nicht, er wollte alle als Menschen behandeln. Dadurch entwickelte sich das Hotel vor allem in den 60ern zu einem berüchtigten Ort der Gegenkultur. Aber auch später machten Models dort noch Fotoshootings und Sängerinnen wie Madonna drehten dort ihre Videos.

Dreaming Walls von Amélie van Elmbt und Maya Duverdier
© Clin d’oeil films

Diese Phase des Hotels wurde schon häufig in Film und Fernsehen gezeigt, in Dokumentar- aber auch in Spielfilmen. Die neue Dokumentation des belgisch-französischen Regieduos Amelie van Elmbt und Maya Duverdier findet nun eine andere Herangehensweise. Sie dokumentieren das Hotel, das seit 8 Jahren (voraussichtliche Bauzeit 9Jahre) zu einem Luxushotel umgebaut wird und ihre mehreren Dutzend verbliebenen Mieter, die darauf bestanden haben, in ihren sehr günstigen Apartments wohnen zu bleiben. Das die Bauzeit so lange dauert, ist auch dieser Tatsache geschuldet. Viele wollten die angebotene Zahlung für einen Auszug nicht  und blieben in ihren Wohnungen. Dadurch musste darum herumgebaut werden, manche bekamen neue Apartments (meist alle im selben Stockwerk) und nach 19.00 Uhr darf eigentlich kein Lärm mehr gemacht werden, woran man sich aber oft nicht hält. So bekamen die alten Mieter auch einen eigenen Fahrstuhl, damit sie sich in Zukunft nicht mit den Hotelgästen vermischen. Viele Altmieter wünschen sich endlich das Ende der Bauarbeiten herbei, um wieder in Ruhe leben zu können, auch wenn dann die Miete steigen wird, andere sehen dies umgekehrt und wollen es nur weiter billig haben.

Dreaming Walls von Amélie van Elmbt und Maya Duverdier
© Clin d’oeil films

Porträtiert werden Personen, die vor allem für ihre Kunst leben. Auch wenn es, wie eine Malerin, deren Mann während der Dreharbeiten stirbt, sagt, dass es eigentlich kaum noch echte Künstler gibt. Da ist die alte Tänzerin und Choreographin, die im Film versucht Teile ihrer berühmten Choreografie. im Hotel vor der Kamera nochmal nach zu tanzen, Ein Drahtkünstler, der faszinierende Figuren, die sehr lebensecht rüberkommen, nach lebenden Modellen fertigt und seine Tochter anleitet auch Künstlerin zu werden. Ein anderer Bewohner betrauert, dass man die Originalsuite von 1890 nicht erhalten hat, und nennt es eine Vergewaltigung der Geschichte. Eine bekannte deutschstämmige Fotografin, die immer noch Ausstellungen auf der Welt hat, erzählt, das man sich bei ihr nicht mal die Mühe gemacht hat, ihr Geld für einen Auszug anzubieten, weil sie das Bauende wohl nicht mehr erleben wird. Sie ist im letzten Jahr tatsächlich verstorben.

Dies alles ergibt eine faszinierende Melange aus neuen Porträts und Archivmaterial, teils auf Hauswänden oder vermischt mit den Bildern von heute. Und Originaltönen von damals auf dem neuen Bildmaterial. So werden über 70 Jahre des Zeitablaufs am selben Ort gut greifbar.

Dokumentarfilm, Regie: Amelie van Elmbt & Maya Duverdier; Belgien, Frankreich, USA, Niederlande, Schweden; 2022; 80 Min.

Harald Ringel, Berlin

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Harald Ringel

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