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Berlinale Special 2023 : Infinity Pool – Ein Horrortrip in die Abgründe der menschlichen Psyche

Brandon Cronenberg schickt sich an die Nachfolge für Filme im Stil seines Vaters David Cronenberg anzutreten. Der Regisseur hatte neben zwei Kurzfilmen 2012 mit seinem nicht sehr überzeugenden Langfilmdebut Antiviral begonnen, wie sein Vater Filme zu machen, die immer auch dem Genre Bodyhorror zuzuordnen sind. 2020 folgte Possessor, der sein Potenzial zeigte. Mit Infinity Pool ist ihm nun eine gute Mischung aus Science Fiction, Horror und dem psychologischen Porträt eines Mannes in einer Extremsituation gelungen. Dies ist an einigen Stellen, wenn man eher von harmloserem Gemüt ist, sehr blutig und unangenehm anzusehen.

Infinity Pool von Brandon Cronenberg
Foto mit freundlicher Genehmigung NEON and Topic Studios

James Foster (Alexander Skarsgard, bekannt unter anderem aus Serien wie True Blood oder Big Little Lies) ist ein erfolgloser Autor, der an seinem zweiten Buch arbeitet, aber unter einer Schreibblockade leidet. Geldprobleme hat er trotzdem nicht. Er ist reich verheiratet mit Em (Cleopatra Coleman), der Tochter eines Verlegers. Er macht mit Em Urlaub in einem Luxusresort in einem Dritte Welt-Fantasieland namens La Tolqa, angeblich um für sein Buch zu recherchieren. Dort treffen sie auf das Ehepaar Gabi und Altan Bauer. Gespielt von Mia Goth, Star diverser Genrefilme der letzten Jahre, wie X und Suspiria und dem französischen Regisseur und Schauspieler Jalil Lespert. Spätestens als Gabi behauptet, sie sei ein grosser Fan seines Buches, ist er von ihr fasziniert und es besteht eine starke erotische Spannung. Obwohl es eigentlich verboten ist das Resort zu verlassen, machen die beiden Ehepaare einen Ausflug ans Meer. Auf der Rückfahrt mit James am Steuer kommt es zu einem Unfall mit Todesfolge und anschliessender Fahrerflucht. Am nächsten Tag wird er von einem Polizisten Detective Threch (Thomas Kretschmann) verhaftet. Er und seine Schergen hinterlassen den Eindruck dunkelster Militärpolizei a la Militärjunta. Nach den Staatsregeln gibt es nur das Todesurteil. Der Schuldige wird von einem Familienmitglied hingerichtet. Aber es wird die Möglichkeit angeboten, durch eine hohe Geldzahlung und die Hinrichtung eines Doubles, bei dem der echte Schuldige zusehen muss, frei zu kommen. Das Double wird durch einen komplizierten technischen Prozess mit dem Körper des Echten als Surrogat erschaffen. Als der echte James (aber ist er wirklich noch der echte James?) bei der Hinrichtung zusieht, ist seine Frau über seine Reaktion geschockt. Sie will sofort abreisen, aber findet seinen Ausweis angeblich nicht.

Aber danach geht es erst richtig los: James wird von Gabi in die Bar eingeladen und trifft dort auf weitere Mitglieder eines Clubs, bei dem alle bereits Surrogate hatten, und üble Spielchen treiben, bei dem es immer wieder neue Doubles gibt. Dies dient der Unterhaltung im jährlichen Urlaub der Paare. Dabei werden auch oft Horrormasken getragen, die am Anfang des Films bereits die Folkloreband trägt. Auch Orgien unter den Mitgliedern finden statt. James versinkt immer tiefer in der dunklen Seite seiner Psyche und wird immer gewalttätiger.

Verstärkt wird das ganze durch die Kamera von Karim Hussain. Der hat bereits die anderen Filme von Brandon Cronenberg bebildert und ist ansonsten einer der Chefs des kanadischen Fantasiafilmfestivals und hat auch einige eigene Filme als Regisseur gedreht. Seine 360Grad- Kamerafahrten gleich zu Anfang des Films und vor allem die Orgien und Gewaltspiele, die mit Doppelbelichtungen und LSD-Trip mässigen Verfremdungen gedreht sind, verstärken das unheilsschwangere Feeling diverser Szenen. Dies erinnert oft an Dantes Inferno. Und da kommt einem auch der Erstlingsfilm von Hussain als Regisseur von 2000 in den Sinn. Bei Subconscious Cruelty handelt es sich um einem der extremsten Horror bzw. Experimentalfilme, der über weite Strecken sehr unangenehm zu sehen ist.

Und der düstere Soundtrack von Tim Hecker tut ein weiteres. Der Film wirft eine Menge Fragen auf, und ist auch eine Kritik an merkwürdigen Rechtssystemen anderer Staaten und der unkontrollierten Machbarkeit, Klone zu erschaffen. Mia Goth macht hier nicht nur optisch eine gute Figur als düstere Femme Fatale, sondern bringt wie immer ihre Figur darstellerisch sehr gut zur Geltung. Auch Alexander Skarsgard arbeitet die Facetten und Veränderungen seiner Figur sehr stark heraus.

In Amerika lief der Film beim Sundance-Festival noch ungeschnitten, wurde für den Kinostart aber geschnitten, um ein R-Rating (entspricht in Deutschland AB 18) zu erhalten. Bleibt zu hoffen, dass er bei uns (ab 20.4.23 in Deutschland) ungeschnitten ins Kino kommt.

Harald Ringel, Berlin

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Harald Ringel

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