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Cannes 2025: Der phönizische Meisterstreich (The Phoenician Scheme) – Wes Andersons Ausflug ins Agentenfilmgenre

Der amerikanische Regisseur Wes Anderson macht seit 1993 Filme. Unter ihnen Hits wie Rushmore, The Royal Tenenbaums, Grand Budapest Hotel oder The French Dispatch. Und diese folgen seit langer Zeit demselben Schema und derselben Machart. Man erkennt bereits nach wenigen Momenten am Stil des Films, wenn es sich um einen Wes Anderson-Film handelt. Immer in streng symmetrischen Bildern, immer kunstvoll bis zum letzten Detail ausgearbeitet und mit immer merkwürdigeren, ja meist schon absurden Geschichten, was er im Laufe der Jahre immer mehr gesteigert hat. Und dann ist da noch die Masse der Filmstars, die in jedem seiner Filme auftauchen. Hollywood steht Schlange, bei ihm mitspielen dürfen. Die meisten, mit denen er mal gedreht hat, sind immer wieder dabei, selbst wenn die Rolle nur klein ist.

— Benicio Del Toro – Der phönizische Meisterstreich (The Phoenician Scheme)
Foto mit freundlicher Genehmigung TPS Productions/Focus Features © 2025 All Rights Reserved.

Diesmal zum Beispiel Bill Murray in einer Minimalrolle als Gott, Willem Dafoe oder Scarlett Johansson als Braut in spe. Die Story ist dabei oft nur Nebensache. Die Filme bestehen aus abstrusen Einfällen in vielen Minivignetten oder Erzählsträngen mit Nebenfiguren. So auch diesmal: Zsa Zsa Korda (Benicio del Toro) ist einer der reichsten Männer Europas. Und er will noch reicher und mächtiger werden. Doch ständig gibt es Attentate auf ihn, selbst vor seinen neun Söhnen muss er Angst haben. Schliesslich wollen alle an sein Geld: Nach einem missglückten Attentat per Flugzeugabsturz, macht er seine Tochter Liesl (Mia Threapleton, die Tochter von Kate Winslet in ihrer ersten grossen Rolle) zur Alleinerbin, falls ihm doch etwas geschieht. Doch die steht vor dem Gelübde als Nonne und will eigentlich nicht. Doch sie will auch Rache für den Tod ihrer Mutter. Eigentlich denkt sie Zsa Zsa hat sie ermordet, aber als wahrscheinlicher ist, dass dessen Bruder (Benedict Cumberbatch) der wahre Mörder ist, ist sie dabei. Nun reisen sie zu allen Geschäftspartnern (darunter Tom Hanks und Mathieu Amalric), die das ultimative Architektenprojekt mitfinanzieren sollen.
Dies führt zu vielen kleinen Einzelgeschichten, die auch neue Attentatsversuche beinhalten. Begleitet werden sie von seinem neuen Privatsekretär (Michael Cera), der aber in Wirklichkeit als amerikanischer Wirtschaftsspion arbeitet.

Bereits zum dritten Mal hat Wes Anderson einen Film in den Potsdamer Babelsberg-Studios gedreht und äussert sich stets begeistert über die Arbeit dort sowie über Berlin und Potsdam an sich.

Benicio del Toro gibt sich im Film so skrupellos und verlogen, dass er auch Trump heissen könnte. Auch Trumps bekannter Spruch “You’re fired!” kommt vor: Beim Flugzeugabsturz am Anfang des Films befördert er kurzerhand den panischen Piloten per Schleudersitz mit genau diesen Worten aus dem Flugzeug – jenen Worten, mit denen Trump in seiner 90er-Jahre-Fernsehshow Manager-Lehrlinge gefeuert hat.

Der Film ist unterhaltsam für Anderson-Fans, für andere Zuschauer jedoch eher gewöhnungsbedürftig. Und sicher nicht sein bester Film.

In Deutschland ist der Film ab dem 29. Mai zu sehen, in der Schweiz bereits seit dem 28. Mai im Kino.

Harald Ringel

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