14. ALFILM – Arabisches Filmfestival Berlin (26. April – 02. Mai 2023): Ein Überblick über arabische Kinos von Marokko bis Somalia, von Palästina bis Sudan
Seit 2009 ist das arabische Filmfestival Berlin zu einer wichtigen Veranstaltung für die Verbreitung und das Verständnis arabischer Kinos auf nationaler und internationaler Ebene geworden. Auch in diesem Jahr eröffnet das Programm durch seine drei Säulen – Selection, Spotlight, Atelier – die Möglichkeit, neue Horizonte zu entdecken, interkulturellen Austausch und Begegnungen mit Gästen, die über das Filmschaffen, die Filmlandschaft, der Bedeutung dieses Mediums kulturell, aber auch politisch und sozial, sprechen werden.
Der marokkanische Film The Damned Don’t Cry von Fyzal Boulifa wird die 14. Ausgabe von ALFILM eröffnen. Der Film, der beim Mostra 2022, bei dem er seine Premiere feierte, für den Queer Lion nominiert wurde, rückt, gemeinsam mit vielen anderen Filmen des 14. ALFILM-Programms, nicht-normative Sexualität und das Aufbrechen traditioneller Geschlechteridentitäten in den Vordergrund. Das Kurzfilmprogramm Renegotiating Gender Scripts zeigt Filme aus Jordanien, Saudi-Arabien, Ägypten und dem Libanon, die auf unterschiedliche und innovative Weise versuchen, heteronormative Vorstellungen von Geschlecht und Sexualität zu hinterfragen.
Der Ehrengast dieser 14. Ausgabe ist der palästinensische Schauspieler Saleh Bakri. In seiner Anwesenheit werden drei seiner neuesten Werke gezeigt: The Blue Caftan der marokkanischen Regisseurin Myriam Touzani, die libanesische Produktion Beirut Hold’em von Michel Kammoun und Alam von Firas Khoury aus Palästina. Saleh Bakri wird ausserdem eine Master Class über seine umfangreiche Karriere und sein Engagement für das arabische und insbesondere palästinensische Kino geben.
Hier die Kritik j:mag von Alam.
Die 14. ALFILM Selection konzentriert sich ebenfalls auf das palästinensische Kino 75 Jahre nach der Nakba. Die Vorführung von Jumana Mannas intimer Dokumentation Foragers, Firas Khourys Coming-of-Age-Geschichte Alam und Maha Hajs schwarzer Komödie Mediterranean Fever zeigen die ästhetische und formale Vielfalt der aktuellen palästinensischen Filmproduktionen und werden jeweils von Diskussionen mit den Regisseur:innen begleitet. Ausserdem findet im Rahmen des ALFILM-Ateliers eine Podiumsdiskussion zu diesem Thema statt.
Hier die Kritik j:mag (auf Französisch) von Foragers.
Hier die Kritik von j:mag von Mediterranean Fever.
Die Dokumentarsektion der Selection lässt viele weibliche Stimmen zu Wort kommen, die dafür kämpfen, dass ihre Geschichten sowie die ihrer Communities gehört werden. In From Cairo von Hala Galal geht es um drei Protagonistinnen, die in einer konservativen und patriarchalen ägyptischen Gesellschaft darum kämpfen, die Kontrolle über ihren Körper wiederzuerlangen. In Fields of Words: Conversations with Samar Yazbek ist ein Dialog zwischen der bekannten syrischen Exilschriftstellerin Samar Yazbek und der libanesischen Filmemacherin Rania Stephan. Durch die Augen zweier bemerkenswerter Frauen erforscht der Film die Macht und die Grenzen von Kino und Literatur bei der Erzählung von Krieg, Tod und Gewalt.
Zwei der bekanntesten libanesischen Filmregisseure, Ghassan Salhab und Mohamed Soueid, werden ihre neuesten Filme – The River und Insomnia of a Serial Dreamer – vorstellen und gemeinsam mit dem Publikum über ihre Werke sprechen.
Kritik j:mag von Harka (auf Französisch).
Kritik j:mag von Hanging Gardens (auf Französisch).
Kritik j :mag von The River (auf Französisch).
Kritik j :mag von The Dam.
Drei Kurzfilmprogramme ergänzen die 14. ALFILM-Selection. Neben dem Programm Renegotiating Gender Scripts werden in der Reihe Absence / Presence Filme aus der Westsahara (Galb’Echaouf von Abdessamad El Montassir), Somalia (Will My Parents Come to See Me von Mo Harawe), Tunesien (Blind Spot von Lotfi Achour) und Ägypten (CAI-BER von Ahmed Abdelsalam) gezeigt, die den schmalen Grat zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Realität und Fantasie, Geschichte und Erinnerung beleuchten. Das Programm mit dem Titel The Power of Suggestion zeigt drei Kurzfilme, die mit Sounddesign experimentieren.
Das Spotlight des Festivals, mit dem Titel „Ghosts, Griefs and Lost Dreams: Visions of the City in Arab Cinema“, widmet sich der Darstellung arabischer Städte in klassischen und zeitgenössischen Filmproduktionen. Das kuratierte Filmprogramm unterstreicht die Rolle des Kinos bei der Dokumentation städtischen Wandels und Visionen urbaner Moderne. Die 14 Filme thematisieren die aktuellen Herausforderungen, mit denen sich Filmschaffende aus der arabischen Welt, die in der Diaspora leben, beim Portraitieren ihrer Heimatstädte konfrontiert sehen.
Endlich, anknüpfend an eine langjährige Tradition, die durch die Pandemie unterbrochen wurde, findet die Festivalparty Dance Habibi Dance wieder statt. Dieses Jahr am Sonntag, den 30. April im ACUD Club in Kooperation mit AL.Berlin.
Das vollständige Festivalprogramm auf www.alfilm.berlin/programm.
Malik Berkati
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