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48 Stunden Neukölln – Das Kunstfestival 18. – 20. Juni 2021 : ein hybrides Event unter dem Motto „Luft“

Nach der überwiegend digital gehaltenen Festivalausgabe des vergangenen Jahres, verhindert durch die Covid-19-Pandemie, finden die diesjährigen 48 Stunden Neukölln als hybride Veranstaltung statt. Mehr als 600 Künstler*innen haben sich mit dem Festivalthema „Luft“ auseinandergesetzt. Viele der etwa 250 Projekte ermöglichen als Installationen im öffentlichen Raum oder als Schaufensterausstellungen reale Publikumsbeteiligung – natürlich unter Beachtung der im Juni geltenden sanitären Regeln. Etwa 75 Projekte finden als digitale Formate statt, darunter Live-Streams, individuelle Begegnungen per Videokonferenz oder digitale Ausstellungen.

— FÜNFZEHN Kollektiv – Perfect Storm, 2021 – Immersive Installation in der Weserstr. 15, 48HNK2021
Foto: FÜNFZEHN Kollektiv

Karin Korte, Bezirksstadträtin für Bildung, Schule, Kultur und Sport in Neukölln kommentiert das Thema, um das sich diese Ausgabe dreht:

Luft als Thema für diese Ausgabe ist sehr relevant. Der Virus liegt in der Luft, aber auch viele gute Dinge wie Ideen, Kreativität, Anpassungsfähigkeit, etc. Es gab viel Engagement und Kreativität von Seiten der Künstler und Organisatoren, und das Thema passt in dieser Hinsicht perfekt zur aktuellen Situation und zum Verhältnis von Kunst und Leben.

Ingo Malter, Geschäftsführer STADT UND LAND Wohnbauten-Gesellschaft mbH, Ingo Malter setzt fort:

Kunst und Kultur sind besonders zu fördern in diesen schwierigen Zeiten. Kunst ist wie Luft, lebensnotwendig. Luft ist unsichtbar und Kunst kann es sichtbar machen. Das ist generell, was Kunst macht, manchmal kontemplativ, manchmal provokant, sehr oft reflektierend.

Es heisst in der Themenbeschreibung:

„Luft umgibt uns alle, durchdringt uns, ist unsichtbar und allgegenwärtig. Ohne sie kennen wir kein Leben. Vom ersten Schrei, dem Öffnen der Lungenflügel, bis hin zum letzten Atemzug durchströmt sie uns. In der Luft leben Geister und die Phantasie. Die Luft transportiert unsere Worte als Schwingungen und ist Trägerin aller Gerüche, sie ist unser Medium zur Wahrnehmung der Welt – und wird selbst von allem durchdrungen. Seit jeher träumen Menschen davon, in der Luft aufzusteigen, das Fliegen zu erlernen und die Freiheit des Luftraums zu spüren. „In all diesen Spannungsfeldern zwischen dem Nichts der Windstille und dem Tosen des Sturms, zwischen Einatmen und Aushauchen, Göttlichem und Tödlichem, Luftschlössern und Windmühlen, sucht das Festival nach künstlerischen Auseinandersetzungen mit der Luft“.

Vier sogenannte Signals machen im öffentlichen Raum auf die 48 Stunden Neukölln aufmerksam: Für seine Installation Aushang baut Daniel Hölzl das exakte Volumen eines Wohnraums in der Schillerpromenade aus Fallschirmseide nach und hängt den aufgeblasenen Raumkörper von aussen an die Fassade. Eine ergänzende Soundarbeit von Jonas Höschl beschäftigt sich mit physischem und sozialem Raum und verortet Aushang in der konkreten Umgebung Neuköllns. Raphael Gerlach und Lars Wunderlich gestalten für The Sky Over There eine Brandmauer am Herrnhuter Weg: ein QR-Code ermöglicht den Zugriff auf Wetter-kameras, die den Himmel über dem indischen Chennai zeigen. Auf dem Dach der Neuköllner Oper installiert Maja Spasova mit Question Mark ein zehn Meter hohes, aufblasbares Fragezeichen, das weithin sichtbar Fragen nicht nur zur Zukunft von Kulturinstitutionen stellt. In der Installation parachute(s) des QUO Kollektiv verweisen über 100 im Festivalgebiet verteilte Fallschirme via QR-Codes auf Kunstwerke im digitalen Raum; ihren Mittelpunkt findet die Installation an der Thomasstrasse auf der Höhe des Körnerparks.

Weitere prominente Projekte verteilen sich im öffentlichen Raum wie z. B. die bubbles der Gruppe riXXperiment im Neuköllner Schifffahrtskanal am Wildenbruchplatz oder die Installation von Flugblättern an der KINDL-Treppe, mit der das Kollektiv Anzetteln nach der zukünftigen Mitgestaltung von Stadt fragt. Das feministische Video-Kollektiv Trial and Theresa bespielt das Gelände des Nachbarschaftscampus Dammweg mit VJ-Sets und Videoinstallationen. Auf dem Richardplatz richtet Benoit Maubrey die SPEAKERS ARENA – Neukölln ein, eine partizipative Klangskulptur aus 300 recycelten Lautsprechern, die dem Publikum erlaubt, sich im öffentlichen Raum verbal oder musikalisch Gehör zu verschaffen.
Im Kesselhaus des KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst versammelt eine zentrale, kuratierte Gruppenausstellung 18 künstlerische Arbeiten, die sich in den unterschiedlichsten Medien mit dem Festivalthema auseinandersetzen, darunter auch digitale und technisch aufwendige Formate. Um die Werke einem breiten Publikum vorzustellen, werden sie zusätzlich in einen digitalen Ausstellungsraum übertragen.

Nach einer Pause im vergangenen Jahr werden die internationalen Kooperationen wieder aufgenommen: Die seit 2017 bestehende Zusammenarbeit mit dem dänischen Trekant- Festival wird als Gastspiel von Neuköllner Projekten in Dänemark in diesem Jahr weitergeführt und auch eine zweite Ausgabe des Festivals 48HNSK ist in Kooperation mit dem Goethe-Institut im russischen Nowosibirsk für den Herbst geplant. Internationale Gastbeiträge im Festival kommen in diesem Jahr aus Litauen in Vorbereitung der Kulturhauptstadt Kaunas und aus Wales im Rahmen des Themenjahres Wales in Deutschland.

Wie jedes Jahr wird Kindern und Jugendlichen ein reichhaltiges und abwechslungsreiches Programm gewidmet, das es ihnen ermöglicht, sich der Kunst zu öffnen, aber auch aktiv an ihr teilzunehmen.

— Salah Saouli – Fliegender Teppich, 2021
Teppich, Plastikschnüre, Video Loop
Zentrale Ausstellung im Kesselhaus des KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst, 48HNK2021
Foto: Salah Saouli

Digitale Angebote

Sharmila Sharma, von der Festivalleitung erklärt:

Viele der analogen Werke werden auch digital präsentiert, was eine andere Lesart dieser Arbeiten ermöglicht. Es sollte auch beachtet werden, dass viele analoge Werke digitale Elemente enthalten, was in den letzten Jahren ein Trend war.

Auf die Frage, ob das digitale Angebot geo-blocked ist und ob diese Hybridform eine Chance auf Fortbestand hat, antwortet Thorsten Schlenger, auch von der Festivalleitung:

Es gibt kein kein Geoblocking! Letztes Jahr waren wir von der Resonanz auf unsere digitale Ausgabe im Eiltempo überwältigt; Die Reichweite ging von Hongkong über Nairobi bis nach Australien! Es wird auch sehr spürbar inwieweit die Künstler die digitale Technologie in ihre Werke integrieren. Dies wird in irgendeiner Form auch in Zukunft in unserem Programm bleiben.

Über das digitale Programm auf der Homepage der 48 Stunden Neukölln werden eine Vielzahl an Kunstprojekten gezeigt, die als Livestreams, Augmented Reality und virtuelle 3D Ausstellungen einsehbar sind. Auch die zentrale Ausstellung mit dem Titel „O“ die physisch im Kesselhaus im KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst stattfindet, wird ins Digitale transferiert. Über gather.town wird die kuratierte Ausstellung für weitere Zuschauer*innen einsehbar und erlebbar gemacht und der Wirkungskreis der gezeigten Kunst inklusiver gestaltet. In einer Kombination aus interaktiver 2D-Karte und Videotelefonie können Begegnungen und Erkundungen für Besuchende stattfinden. Auf einer spielerischen Ebene kann das KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst erkundet werden und wird durch virtuelle Räume und Geschehnisse erweitert.

Da es manchmal schwierig ist, sich im Angebot und auf der Webseite zurechtzufinden, gibt es in diesem Jahr einen virtuellen Infopunkt auf der Festival-Webseite von 10 bis 22 Uhr.

Die Zuschauer vor Ort oder hinter dem Bildschirm atmen auf, die Künstler atmen auf, die Stadt bzw. Neukölln atmet auf. Luft eben!

https://48-stunden-neukoelln.de

Malik Berkati

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