6. Italian Film Festival Berlin (IFFB) vom 13. bis 17. November – u.a. Il Traditore und eine Hommage an die Rohrwacher-Schwestern!
Bereits zum sechsten Mal findet das Italian Film Festival vom 13. bis 17. November in der Kulturbrauerei in Berlin-Prenzlauer Berg statt, zu dem namhafte Gäste aus Italien erwartet werden. Wie bei vielen Festivals dieser Grössenordnung hat das Publikum die Möglichkeit, die Regisseure und Schauspieler so nah wie möglich zu treffen und vor allem mit ihnen ins Gespräch zu kommen.
Qui va piano va sano… e lontano
Nach und nach sichern sich das Italienische Filmfestival Berlin (IFFB) seinen Platz im dichten Dschungel der Festivals, die die Kulturagenda der deutschen Hauptstadt füllen. Das Geheimnis: ein Programm, das in einigen wenigen Filmen die aktuelle Produktion identifiziert, die alle Filmgenre umfasst. Und jedes Jahr ein Schwerpunkt auf einem renommierten Schauspieler oder Regisseur. Für diese sechste Ausgabe gelang es den Organisatoren sogar, die beiden zu verknüpfen, mit einer Hommage an die Rohrwacher-Schwestern!
Im Rahmen des Festivals wird auch der ENIT-Publikumspreis verliehen und es finden zahlreiche weitere Veranstaltungen statt: eine Masterclass an der Freien Universität Berlin, ein Konzert, Workshops, Präsentationen, u.a.
Wie bereits in den vergangenen Jahren wird es wieder eine Filmreihe geben, die als Hommage einem besonderen Gast gewidmet sein wird. In diesem Jahr sind die Schwestern Alice und Alba Rohrwacher und ihr Kino Protagonisten einer Retrospektive mit fünf Filmen, die je wöchentlich in drei Berliner Kinos gezeigt werden: Bundesplatz-Kino, Lichtblick-Kino und Il Kino.
Das Programm
Io, Leonardo (Dokumentarfilm) von Jesus Garces Lambert nimmt den Zuschauer mit auf die Entdeckung des Menschen, des Malers, des Wissenschaftlers und des Erfinders, durch eine einzigartige Reise, die weit weg von den Stereotypen ist, mit denen Leonardo normalerweise beschrieben wird.
Bangla von Phaim Bhuiyan: Autobiografisch angehauchtes Erstlingswerk über einen Jungen aus Bangladesh, der in Torpignattara, einem römischen Vorortsviertel, lebt. Er arbeitet in einem Museum und hat eine Leidenschaft für Musik. Während eines Konzertes lernt er ein Mädchen namens Asia kennen, in das er sich auf den ersten Blick verliebt, weswegen es allerdings auch eine Reihe von Schwierigkeiten zu überwinden gilt.
Tomorrow and The Butterfly von Alessandro Soetje: Ein Spielfilm, der in sechs Geschichten über Nachhaltigkeit, Schönheit und Vielfalt aus aller Welt erzählt und wie diese Dinge mit der Geschäfts- und Ethikvision von Davide Bollati übereinstimmen. Dieser ist Vorsitzender der Davines Group, eines internationalen Schönheits- und Luxusunternehmens mit Sitz in Parma. Bollati hat mit seiner facettenreiche Persönlichkeit eine einzigartige, vielschichtige Sicht auf die Schönheit: “Wie kann es Schönheit ohne Nachhaltigkeit geben? Sie funktionieren gut zusammen, da man nicht die eine ohne die andere haben kann“.
Il campione von Leonardo D’Agostini (Filmdebüt): Ein junger Fussballspieler aus der italienischen A-Liga, talentiert auf dem Feld, aber undiszipliniert ausserhalb davon und ein einsamer Professor, der immer pleite ist. Diese beiden Leben sollten sich doch eigentlich niemals kreuzen, so entfernt sind sie voneinander, doch jeder der beiden hat etwas, was dem anderen fehlt. D´Agostini hat dafür das „Silberne Band“ als bester Nachwuchsregisseur gewonnen.
Santiago, Italia (Dokumentarfilm) von Nanni Moretti: Vorgestellt beim Torino Film Festival 2018 wurde dieser Film mit dem David di Donatello als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet. Er rekonstruiert anhand von Aussagen von Zeitzeugen und anhand von Archivmaterial den Staatsstreich im Chile des Jahres 1973, mit dem Sturz von Allende und der Machtübernahme von Pinochet, wobei er sich dabei in erster Linie auf die Rolle der italienischen Botschaft in Santiago konzentrierte. Kritik (auf Französisch) hier.
Il primo Re von Matteo Rovere handelt vom Überlebenskampf Romolos und Remos. Weggerissen von den spektakulären Fluten eines übergetretenen Tibers, werden sie von den grausamen Kämpfern der Alba Longa gefangen genommen. Dank ihrer Gerissenheit und Stärke gelingt es ihnen zu fliehen, doch sie müssen sich ihrem Schicksal stellen, das sie zur Gründung einer neuen Zivilisation führt.
L’uomo che comprò la luna von Paolo Zucca ist eine surrealistische Geschichte: zwei Geheimagenten entdecken zufällig, dass irgendjemand in Sardinien den Mond gekauft hat. Sie rekrutieren einen sardischen Mailänder, um Nachforschungen über diese mysteriöse Person anzustellen. Bevor er mit dem Schiff zur Insel aufbricht, muss er bei einem seltsamen Lehrer einen Ausbildungslehrgang in Sardisch absolvieren.
La mafia non è più quella di una volta (Dokumentarfilm) von Franco Maresco: 2017. 25 Jahre nach der Ermordung der Richter Falcone und Borsellino beschloss Maresco, einen neuen Film zu drehen. Mit dabei Letizia Battaglia, Fotografin, die von der New York Times als eine der “elf Frauen, die unsere Zeit geprägt haben”, und Ciccio Mira, mythische Protagonist von Belluscone. Una storia siciliana. Ein Dokumentarfilm nach dem Ebenbild seines Regisseurs, geleitet mit jubelndem Sarkasmus.
Il traditore von Marco Bellocchio: Film im Wettbewerb bei dem Filmfestival Cannes 2019, den mit leeren Händen ging: Unverständlich! Dieser Film ist eine echte Performance, von Pierfrancesco Favinos Spiel über die rigorose Regie bis hin zur Falle des Szenarios, das eine komplizierte Geschichte auf vielen Ebenen erzählt – die Geschichte des berüchtigten, ehemaligen Mafiabosses Tommaso Buscetta, der sich entschieden hat, mit der Justiz zusammenzuarbeiten und dessen Enthüllungen die Mauer und die Gesetze des Schweigens einriss. Eine mutige, aber teuer bezahlte Entscheidung, zwischen Vergeltungsschlägen, Racheakten und familiären Todesfällen.
Der Film wurde als italienischer Oskar-Kandidat für den besten ausländischen fremdsprachigen Film ausgewählt. Kritik (auf Französisch) hier.
http://www.italianfilmfestivalberlin.com
Malik Berkati
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