Berlinale 2022 – Generation : Comedy Queen, eine Comedyshow hilft beim Weiterleben
Sasha (Sigrid Johnson) ist ein normaler 13 jähriger Teenager. Aber ihre Mutter hat sich umgebracht wegen ihrer Depressionen. Und so will sie nicht enden. Nicht werden wie ihre Mutter mit ihren langen Haaren, ständig lesend und sich um sie kümmernd. Weinen will sie nicht, aber nach ihren eigenen 4 Überlebensregeln leben. So schneidet sie sich die Haare ab, liest keine Bücher mehr (was im Schulunterricht echt schwierig ist) und will sich um niemanden mehr kümmern. Nicht mal um den kleinen Hund, den sie zu ihrem Geburtstag geschenkt bekommt, obwohl sie sich immer einen Hund gewünscht hat. Aber ihre vierte Regel wird die schwierigste: Ihr Vater (Oscar Töringe) kann nicht mehr lachen. Also will sie eine Comedy Queen werden, im Club ihres Onkels auftreten und so den Vater endlich wieder zum Lachen bringen. Doch das ist nicht so einfach, sind doch ihre Witze eher schlecht und sehr gewöhnungsbedürftig. Unterstützung findet sie bei ihrer besten Freundin und ihrem Onkel.
Die schwedische Regisseurin Sanna Lenken kennt sich mit der Problematik um die Probleme von Kindern und Jugendlichen bestens aus. Bereits 2015 in ihrem ersten Spielfilm My skinny sister behandelte sie die Probleme der kleinen Schwester einer jungen Eiskunstläuferin, die mit Magersucht zu kämpfen hatte. Das Mädchen war immer zerrissen zwischen der Liebe zu ihrer Schwester und dem Verrat an ihr, wenn sie sie nach eigener Meinung verpetzt. Hier nun geht es um die Trauerbewältigung nach dem Selbstmord der Mutter. Das auch der Vater, ähnlich wie sie um ihn, sich Sorgen um das Wohlbefinden seiner Tochter macht, wird einem sehr schnell klar.
Sigrid Johnson spielt die Sasha mit einer Feinfühligkeit, dass man in ihrem Gesicht und ihren Handlungen jederzeit Ihren Gefühlszustand ablesen kann. Da braucht es keine Dialoge oder Erklärungen. Eine sehr gute darstellerische Leistung für so eine junge Schauspielerin. Auch Oscar Töringe als ihrem Vater nimmt man seine Gefühle jederzeit ab.
Hervorzuheben ist auch die Kameraführung von Simon Pramsten. Er bietet alles auf um ihre Gefühle und das Kämpfen mit den Tränen abzubilden. Die diversen Grossaufnahmen machen ihren Gefühlszustand für den Zuschauer fühlbar, genauso wie Aussenaufnahmen vom Haus in dem sie Leben, das ihre kleine Welt absteckt.
Wenn sie nach ihrem Auftritt in Tränen ausbricht, ist dies wie eine lange fällige Katharsis. Beide haben ihre traumatische Blockade überwunden. Der Vater kann wieder lachen, Sasha hat es endlich geschafft ihren Gefühlen freien Lauf zu geben und zu weinen.
Ein Kinderfilm, der auf Erwachsene eine mindestens genauso starke Wirkung entfaltet, wie auf Kinder. Solche Filme würde man sich öfter wünschen.
Von Sanna Lenken; mit Sigrid Johnson, Ellen Taure, Oscar Töringe, iggy Malmborg, Adam Daho; Schweden; 2022; 93 Minuten.
Harald Ringel, Berlin
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