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Berlinale 2025 – Generation: Kinderfilme für die ganze Familie

Wie immer bestand die Sektion Generation aus den Kplus- Filmen (9) und den14plus-Filmen (10), sowie Kurzfilmen und einer Serien-Sondervorführung.

Kplus für die Kleinsten eröffnete mit dem brasilianischen Film A natureza das coisas invisibles (Das Wesen unsichtbarer Dinge) von Rafaela Camelo. In den Sommerferien muss die 10-jährige Tochter einer alleinerziehenden Krankenschwester die Tage bei ihrer Mutter im Krankenhaus verbringen. Sie freundet sich mit einem anderen 10-jährigen Mädchen an, das ihre kranke Oma ständig im Krankenhaus besucht. Sie werden dort mit Tod und Krankheit, Freude und Verlust konfrontiert.. Auch das Geheimnis der neuen Freundin,deren Bruder vor Jahren gestorben sein soll, wird offengelegt. Ein sehr schöner Film, der allerdings für kleine Kinder (empfohlen ab 8 Jahren) mit zu vielen schwierigen Themen (Tod und Trauerverarbeitung, Transgender-Geschlechteridentität) etwas zu überladen ist. Eher für Ältere.

— Koharu Sugawara und Ayame Goriki – Umibe é Iku Michi (Sommerliche Zufälle)
© Eri Okamoto

Auf Umibee iku michi (Seaside Serendipity/ Sommerliche Zufälle) von Satoko Yokohama trifft das noch mehr zu. Ein sehr schön ruhig erzählter Film mit schönen Bildern eines japanischen Künstlerstädtchens. Dort sind viele Künstler zu Hause oder kommen als Touristen. Auch viele der anwesenden Kinder werden immer mehr und begeisterter zu Bildhauern oder Malern. Die Aneinanderreihung vieler kleiner Geschichten ist angenehm anzusehen, mit guten Ideen und Schauspielern. Aber welcher 10-jährige (Empfehlung des Festivals) schafft es in einem so ruhigen Film mit wenig Aktion bei einer Länge von141 Minuten nicht unruhig zu werden. Eigentlich ein typischer Forumsfilm, aber für ältere Kinder und Erwachsene klasse.

Zirkuskind der deutschen Dokumentarfilmerinnen Julia Lemke und Anna Koch ist das Porträt von Sandino. Der sehr sympathische Film zeigt, was es für ein Kind heisst, mit seiner Familie in einem Zirkus zu leben. Durch das ständige Reisen quer durch Deutschland ist es schwer Freunde zu finden und durch den laufenden Schulwechsel ist auch kontinuierliches Lernen kaum möglich. Man ist Zeuge vom Aufbau des Zeltes, der verschiedenen Gewerke im Zirkus, wie auch die Kinder in Planungen für künftige Nummern mit einbezogen werden und teilweise bereits auftreten. Es gibt schöne Trickfilmsequenzen und Erzählungen vom Uropa, wie er seine Frau kennenlernte und den Zirkus gründete und vor allem, was für große Erfolge man früher mit den vielen Tieren hatte. Aber Tiere wie Elefanten (und man hatte den größten und berühmtesten Elefant überhaupt) dürfen aus Tierschutzgründen nicht mehr gehalten werden. Und wegen der Tiere, die man noch hat, wird ständig kontrolliert. Ein Film, wirklich für die ganze Familie, bei dem man tatsächlich Lust bekommt, mal wieder in den Zirkus zu gehen.

Ebenfalls sehr gut und für alle Altersklassen sind die 4 Animationsfilme im Programm, die verschiedenste Animationsstile zeigen.

Maya, donne-moi un titre (Maya give me a title/ Maya, schenkst Du mir einen Titel ?) ist der neueste Film des französischen Kultregisseurs Michel Gondry (Eternal Sunshine of a stateless mind, Human nature, Science of sleep). Gondry macht seit Jahren kleine Stop-Motion-Trickfilme mit ausgeschnittenem Papier für seine kleine Tochter. Die gibt einen Titel vor und Papa geht an die Arbeit. Was sonst nur für private Zwecke gemacht wurde nun als Episodenfilm. Die kleine Maya ist im Bild zu sehen, sagt den Titel und dann folgt der dazu passende Fiilm. Eine Liebeserklärung an seine Tochter, bei der alle Altersklassen schmunzeln können. Im Original spricht Pierre Niney Michel Gondry.

Space Cadet (Robot, Celeste und das All) des kanadischen Musikers und Künstlers Eric San (aka Kid Koala) ist wie eine schöne Variante so guter Vorgänger wie Robot Dreams  und Der wilde Roboter. Robot ist der Gefährte der kleinen Celeste von Kindheit an. Eigentlich wie Vater und Mutter. Das kleine Mädchen ist fasziniert vom All und der Raumfahrt und will Astronautin werden. Als sie zu ihrer ersten Solo-Mission ins All startet, bleibt Robot allein zurück. Ihm bleiben nur die Erinnerungen an alte Zeiten, Bilder malen und eine Katze. Als Celeste nach vielen Abenteuern mit bizarren Figuren nach Hause zurückkehrt, erwartet sie eine traurige Überraschung.

Tales from the magic mountain (Geschichten aus dem Zaubergarten ) ist eine tschechisch/ slowakisch/slowenisch/französische Koproduktion, bei der die Regisseure David Sukup, Patrick Pass, Leon Vidmar und  Jean-Claude Rozec jeweils eine Episode im typisch tschechischen Puppen-Stop-Animations-Stil schufen. Drei Kinder übernachten nach dem Tod ihrer Oma bei ihrem Opa. Der will nicht, dass sie in Trauer verfallen und so kommt es zu fantastischen Geschichten, die sich die Kinder gegenseitig erzählen.

Tales from the Magic Garden (Geschichten aus dem Zaubergarten) von David Súkup, Patrik Pašš, Leon Vidmar und Jean-Claude Rozec
© Maur film, Artichoke, ZVVIKS, Vivement Lundi

Ran Bi Wa (A story about fire/ Eine Geschichte vom Feuer) des chinesischen Regisseurs Li Wenyu, der fast alle Gewerke selbst machte, erzählt die Geschichte eines Affen, der von Menschen aufgezogen wurde und mit seinem Freund, einem Hund, auf der Jagd Abenteuer erlebt. Er soll auf dem heiligen Berg das Feuer stehlen und wird schliesslich zum Menschen. Der Film ist wie eine Zeichentrickvariante von Am Anfang war das Feuer, der auf ungewöhnliche Zeichentrickanimationen setzt.

14plus wurde mit dem Film Christy von Brendan Canty aus Irland eröffnet. Ein typisches Familiendrama von der Insel, in dem zwei ungleiche Brüder zusammenfinden müssen. Der Jüngere kommt nach Jahren zurück ins Haus seines Bruders, wo er aber nur für kurze Zeit wohnen soll. Dessen Frau ist erst nicht so begeistert, wird aber zur freundlicheren Seite im Haus. Da gibt es eine unangenehme kriminelle Gang, bei der aber ein Cousin mitdealt. Wird er es schaffen, ein ordentliches Leben zu führen oder wird er wieder in die Kriminalität abrutschen? Als der Bruder ihn in ein Wohnheim abschieben will, rastet er aus. Doch da ist auch noch die beste Freundin seiner toten Mutter mit ihrem Frisiersalon.

Der griechische Film I agries meres mas (Our wildest days) von Vasilis Kekatos ist die Geschichte von Chloe. Chloe ist ein wilder Freigeist, der sich nicht mehr von ihrer Mutter und ihrem Bruder, der Polizist ist, bevormunden lassen will. Als sie einer Gruppe Jugendlicher, die in einem Bus Griechenland durchquert, begegnet, beschliesst sie sich ihnen anzuschliessen. Die Gruppe stiehlt, um Armen zu helfen. Und alle in der Gruppe sind nur Freunde. Doch dann verliebt sie sich in einen der Freunde. Doch dies wird nicht geduldet. Und die hehren Ziele der Gruppe sind nicht so edel, wie anfangs gedacht. Eine Mischung aus Krimi und Roadmovie mit politischen Ideen. Hauptdarstellerin ist die international bekannte Daphne Patakia ( Benetta).

Paternal love ist das Regiedebüt der deutschen Schauspielerin Alissa Jung. Die Co-Produktion mit Italien folgt der 15-jährigen Leo (Juli Grabenheinrich), die endlich ihren Vater, der nie etwas von ihr wissen wollte, kennenlernen will. Sie belügt ihre Mutter, dass sie bei einer Freundin übernachtet, setzt sich kurzerhand in einen Zug und steht vor dem Haus ihres Vaters an der Küste in Norditalien. Der hat inzwischen eine weitere kleine Tochter und will Leo eigentlich nur schnell wieder loswerden. Doch er hat nicht mit ihrer Hartnäckigkeit gerechnet. Was folgt sind Gespräche, die um ihre Beziehung, Ängste und Liebe kreisen. Ein sehr gut gespieltes Kinder-Eltern-Drama mit Alissa Jungs Ehemann, dem italienischen Starschauspieler Luca Marinelli als Vater.

Der philippinische Film Sunshine von Antoinette Jadaone erzählt von der Turnerin Sunshine, die seit der Kindheit dafür trainiert, in den Kader der philippinischen Nationalmannschaft für die Olympiade zu kommen. Als das Ziel zum Greifen nah ist, erfährt sie, dass sie schwanger ist. Was tun? Der Vater des Kindes will damit nichts zu tun haben und wenn sie das Kind bekommt, sind ihre Träume vorbei. Als sie eine Abtreibungspille kaufen will, beginnt ein kleines Mädchen hinter ihr herzurennen. Sie will verhindern, dass sie abtreibt. Doch wer ist das Kind, das gleichzeitig an verschiedenen Plätzen auftaucht. Ein starker asiatischer Film über Selbstbestimmung, der immer mehr auch zu Krimi und Fantasyfilm wird. Stark vor allem die Hauptdarstellerin Maris Racal. Eine echte Entdeckung.

 Harald Ringel, Berlin

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Harald Ringel

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