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Cannes 2024 – Furiosa: A Mad Max Saga – Die Vorgeschichte einer einarmigen Heldin

Als George Miller vor 45 Jahren in Australien sein Endzeitspektakel Mad Max drehte, wurde er damit zum Starregisseur. Auch sein Hauptdarsteller Mel Gibson wurde über Nacht zum Weltstar. Auch wenn der Film in Amerika anfangs nicht gut aufgenommen wurde. War er dort auf amerikanisches Englisch umsynchronisiert und passte nicht so recht. Erst als der australische Originalton auch dort verwendet wurde, wurde er in den USA doch noch ein Hit.

Furiosa: A Mad Max Saga von George Miller
Foto mit freundlicher Genehmigung Festival de Cannes

Es folgten zwei Fortsetzungen im selben Stil, die vor allem bombastischer, handgemachter Action huldigten. Im dritten Teil wurde sogar die vor kurzem verstorbene Sängerin Tina Turner zur Schauspielerin. 2015 kehrte Miller nach Ausflügen in diverse andere Genres, sogar dem Animationsfilm, zu seinem grossen Hit zurück. Mit Fury Road schuf er erneut einen Actionfilm, der sogar mit 6 Oscars belohnt wurde. Gefeiert wurde er vor allem dafür, dass die Action zu grossen Teilen mit Stuntmen gedreht wurden und nur zu kleinen Teilen digital waren. Die Hauptrolle musste sich Tom Hardy (der für den mittlerweile zu alten Mel Gibson einsprang) allerdings mit einer einarmigen Heldin namens Furiosa teilen. Gespielt wurde sie von Charlize Theron. Die wurde schnell zur eigentlichen Hauptdarstellerin mit knallharter Action, die Mad Max zur Nebenfigur degradierte. Der gesamte Film zeigte einen Kampf im Monstertruck mit Widersachern auf dem Hin- und Rückweg, um einige entführte Sklavinnen aus dem Harem des Despoten Immortan Joe zu befreien. Da Charlize Theron zu alt für ihre Rolle im Prequel war, und George Miller sie nicht digital bearbeiten wollte, spielen nun zwei neue Schauspielerinnen die Furiosa: Alyla Browne als Kind und Anya Taylor-Joy als Erwachsene. Und es ist der erste Mad Max- Film ohne Mad Max !

In Cannes hatte nun letzte Woche der neue fünfte Film Furiosa: A Mad Max- Saga seine Weltpremiere. Dieser erzählt die Vorgeschichte von Furiosa über 15 Jahre von ihrer Kindheit in der Greenzone, einem Naturparadies, in dem ein normales Leben noch möglich scheint, bis kurz vor der Handlung in Fury Road. Und niemand der diversen Banden, die die Bewohner des Wastelands sind, in dem sie um Nahrung und Kraftstoffe kämpfen müssen, darf erfahren, wo dieses Greenland liegt. Dann wäre auch hier alles verloren. Als die kleine Furiosa zwei Äpfel stiehlt (wie einst bei Adam und Eva) wird sie von der marodierenden Bande von Dementus (Chris Hemsworth) gefangen und entführt. Der führt seine Bande an, wie einst Ben Hur in einem römischen Streitwagen, nur von drei Motorrädern gezogen, anstelle der Pferde von früher. Überhaupt parodiert Hemsworth in dieser Rolle als Bösewicht seine Rolle als Thor in den Avengers- Filmen und hat sichtlich Spass daran.

Die Handlung spielt sich hauptsächlich in den drei Festungen des Wastelands ab. Da ist das Felsenkastell des Herrschers Immortan Joe (Lachy Hulme) mit seinen Selbstmordkommandos, die Petrolfarm, wo das letzte Benzin hergestellt wird und die Bulletfarm, wo man sich um den Nachschub an Waffen und Patronen kümmert. Als Furiosa in einem Deal von Dementus gegen Essen und Benzin an Immortan Joe getauscht wird, landet sie zunächst in dessen Harem, in dem gesunde Kinder gezüchtet werden sollen. Doch sie kann fliehen, verkleidet sich als Junge und wird Arbeiter im Kastell. Dass das über Jahre niemandem auffällt, ist allerdings etwas seltsam. Bei einem Überfall auf den Tanklaster von Praetorius Jack (Tom Burke) schlägt sie sich auf dessen Seite und hilft ihm zu Überleben. Es beginnt eine auf Zuneigung und Vertrauen basierende Beziehung. Doch als Jack getötet wird und sie ihren Arm opfern muss, um zu fliehen, zählt wieder nur noch eins: Rache an Dementus und seiner Bande.

— Anya Taylor-Joy — Furiosa: A Mad Max Saga
Foto mit freundlicher Genehmigung Festival de Cannes

Der Film besticht durch hervorragende schauspielerische Leistungen und wird die Anhänger der Reihe mit seinem unablässigen Reigen rasanter Actionszenen in seinen Bann ziehen. Allerdings weist der Film auch einige Schwächen auf. Dadurch dass es sich um ein Prequel handelt und man durch Fury Road weiss, das Furiosa überlebt und Immortan Joe der Herrscher bleibt, ist die Spannung begrenzt. Und durch den Zeitraum von 15 Jahren wird die Daueraction, wie sie in Fury Road gelang, immer wieder etwas ausgebremst. Der teilweise parodistische Ton der Handlung bereitet Vergnügen, und Anya Taylor-Joy gelingt es, als Furiosa über weite Strecken stumm ihre Emotionen allein durch ihre Augen auszudrücken. Alyla Brown als kindliche Furiosa in der guten ersten Hälfte ist als Schauspielerin eine grosse Entdeckung. Und waren George Millers Stunts und Effekte bisher weitgehend handgemacht, baut er hier auch verstärkt auf digitale CGI- Effekte, was häufig sichtbar ist. Die Kameraarbeit von Simon Duggan fängt die Wüste beständig in gelb-braunen Farbtönen ein, sodass man stets das Gefühl hat, sich in der sengenden Hitze des Sandes zu befinden.

Das Szenario, anders als noch beim Ansehen der ersten Teile, ist heutzutage möglicherweise realistischer, als man früher dachte. Wenn das mit dem Klimawandel so weitergeht, könnte es in nicht allzu ferner Zukunft wirklich so weit kommen. Ein interessanter zusätzlicher Aspekt des Films. Und George Miller erzählte bei der Pressekonferenz in Cannes, dass er noch weitere Geschichten in petto hat.

Der Film startet in den deutschen Kinos ab dem 23.5.24.

Harald Ringel

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