„Kinder von Golzow“ – Archiv jetzt öffentlich zugänglich: Akademie der Künste übernimmt legendäres Filmerbe von Barbara und Winfried Junge
Die Akademie der Künste (AdK) hat das Archiv der Dokumentarfilmer-Legenden Barbara und Winfried Junge übernommen. Kern des Bestands ist die älteste Langzeitdokumentation der deutschen Filmgeschichte: Die Kinder von Golzow. Pünktlich zum 90. Geburtstag Winfried Junges am 19. Juli 2025 sind die Materialien erstmals vollständig erschlossen und öffentlich nutzbar.
Die filmische Chronik begann 1961 im brandenburgischen Golzow – kurz nach dem Mauerbau – mit der Einschulung von 18 Kindern. Über fast 50 Jahre begleiteten die Junges ihre Protagonist:innen durch DDR-Alltag, Wendezeit und Wiedervereinigung. Die Aufnahmen zeigen intime Lebensmomente: Schulstress, erste Lieben, Familiengründungen und berufliche Wege. Aus persönlichen Porträts entsteht so ein einzigartiges Panorama deutscher Zeitgeschichte.
Das Archiv umfasst Szenarien, Werkfotos, Produktionsunterlagen, Kritiken und persönliche Korrespondenz. Besonders wertvoll sind detaillierte Karteikarten zu allen porträtierten Personen. Die Bestände sind online zugänglich und dokumentieren die Entstehung der zwischen 1961 und 2007 gedrehten Filmreihe. Es ist online recherchierbar.
Winfried Junge (geb. 1935 in Berlin), seit 1996 AdK-Mitglied, studierte in Potsdam-Babelsberg Dramaturgie. Beim DEFA-Studio realisierte er über 50 Dokumentarfilme, darbeiten Arbeiten wie In Syrien auf Montage“(1970) oder den Kinderfilmklassiker Der tapfere Schulschwänzer (1967). Barbara Junge (geb. 1943 in Thüringen) stiess 1978 zum Projekt, übernahm später Schnitt und Co-Regie. Beide formten aus lokalem Schulstoff ein epochales Zeitdokument.
„Durch diese Langzeitbeobachtung werden Porträts zu Geschichte verdichtet“, betont die Akademie. Das Archiv steht nun als Schlüsselquelle zur DDR-Sozialgeschichte und zur Kunst des Dokumentarfilms bereit – ein filmisches Vermächtnis von unschätzbarem Wert.
Malik Berkati
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