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Auteur : Dieter Wieczorek

Cinéma / KinoCulture / KulturMostra 2025

Werner Herzog schafft in Ghost Elephants ein erneutes Werk im Rahmen seiner transgressiven Anthropologie

Werner Herzog ist ein Filmemacher der Extreme. Um eine Wette mit dem Schicksal zu schließen, isst er auch schon einmal seinen Schuh, steigt auf ausbrechende Vulkane, um Menschen zu reffen, die wie er ihr Leben riskieren, oder erstellt sich Dokumente mit gefälschten Unterschriften von Diktatoren, um Dreherlaubnisse in deren Ländern vorzutäuschen. Seinen Studenten rät er, irgendeinen Job zu akzeptieren, und sei es im Schlachthaus, um in der Lage zu sein, einen wirklich unabhängigen, eigenwilligen und individuellen Film zu machen. (…)

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Cinéma / KinoCulture / KulturMostra 2025

Sotto le nuvole (Below the Clouds) von Gianfranco Rosi: Neapel – symbolischer Ort der ständigen Bedrohung alles Lebendigen

Gianfranco Rosi ist ein Dokumentarfilmer, der seine Werke erst am Drehort entstehen lässt. Zufällige Begegnungen und die notwendige Zeit für ein erst langsam sich entwickelndes Vertrauen seiner Protagonisten, bevor die Kamera läuft, sind die Basis seines Filmstiles. Auf diese Weise gelingt ihm das Einfangen von sonst kaum zugänglichen Situationen und Szenen. Sein Herkunftsland Italien stand im Zentrum seiner letzten beiden Werke. Sacro GRA (2013) präsentierte zumeist einfache Bürger der römischen Peripherie. Dieses Werk trug den Goldenen Löwen Venedigs 2013 davon, ein Meilenstein des Durchbruches für das Genre Dokumentarfilm. Die Migrationskrise, die auf der sizilianischen Insel Lampedusa die sichtbarsten Formen annimmt, war 2016 Thema seines Werkes Fire and Sea. (…)

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Cinéma / KinoCulture / KulturLocarno 2025

Locarno 2025 – Semaine de la critique: Flying Scent of Plants, People and Bumblebees von Antshi von Moos – Die Intelligenz der Pflanzen

Für Aristoteles stand der Mensch an der Spitze der Hierarchie des Lebens, während er Pflanzen als einfache Organismen definierte. Diese Fehleinschätzung wird hinreichend wahrscheinlich drei Jahrtausende später zur Selbstvernichtung des Homo sapiens führen, nachdem dieser schon Tausende andere Spezies von diesem Planeten ausgelöscht hatte. (…)

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Cinéma / KinoCulture / KulturLocarno 2025

Locarno 2025 – Semaine de la critique: Grünes Licht (Green Light) von Pavel Cuzuioc – Sich dem Tod stellen

Es mag eine Überraschung für viele sein, dass ein medizinisch assistierter Suizid in Deutschland legal ist. Sowohl die Möglichkeit, sich das eigene Leben zu nehmen, sowie dabei Hilfe von Dritten in Anspruch zu nehmen, ist seit dem Jahr 2000 hier ausdrücklich legitim. Der deutsche Neuropsychiater Dr. Johann Spittler ist ein frei praktizierender Vertreter dieses Rechts. Der in der Sektion  „Semaine de la Critique“ des Locarno Film Festivals gezeigte Dokumentarfilm Grünes Licht des moldauisch-österreichisch-rumänischen Regisseurs Pavel Cuzuioc begleitet den Hilfespendenden auf seinen Wegen zu sehr unterschiedlichen Hilfesuchenden. Seine Aufgabe ist, Gutachten zu erstellen, um den Leidenden die nötigen Mittel für ihren Todeswunsch zur Verfügung stellen zu können und in den letzten Phasen gegenwärtig zu sein, oder in anderen Fällen, unter Anwendung einer den Wunsch bestätigenden Videoaufzeichnung während der letzten Minuten das mortale Mittel selbst zu applizieren. (…)

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Cinéma / KinoCulture / Kultur

Karlovy Vary 2025: Les Enfants vont bien (Out of Love) von Nathan Ambrosioni – Das Aufbrechen eines emotionalen Vakuums

Entfremdungsprozesse vollziehen sich oftmals langsam, unscheinbar und unbemerkt. Das war auch der Fall bei den Schwestern Suzanne (Juliette Armanet) und Jeanne (Camille Cottin), die in einer Familie aufwuchsen, in der Herz- und Sinnlichkeit seitens ihrer Eltern nicht gerade grosszügig verteilt wurden. In dem Szenarium einer abwesenden Mutter und eines emotional distanzierten Vaters gab es keine wirklich auffälligen Zwischenfälle, Gewaltausbrüche oder aus nur elaborierten Spannungen. Vielmehr verging die Zeit in einer Art emotionalem Vakuum. Suzanne schien später ein normiertes Leben zu führen und wurde Mutter von zwei Kindern. Jeanne zog eine Einzelkarriere vor. (…)

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Cinéma / KinoCulture / Kultur

Karlovy Vary 2025 : Put Your Soul on Your Hand and Walk von Sepideh Farsi – Der Tod einer Journalistin im Rampenlicht

Bereits bevor die diesjährige Edition des Cannes Film Festivals begann, startete der Medientumult aus aktuellem Anlass um den Dokumentarfilm Put Your Soul on Your Hand and Walk der iranischen Dokumentarfilmerin Sepideh Farsi. Seit dem Beginn der israelischen Militäroffensive nach der Hamas-Attacke starben in Palästina mehr als 60.000 Todesopfer, darunter über 200 Journalisten. Die 25-jährige Photojournalistin Fatma Hassona ist eine unter ihnen. Ihre letzten Monate dokumentierte im Online-Dialog die iranische Filmemacherin Sepideh Farsi. Dieses beeindruckende Porträt kam nun nach Karlovy Vary. (…)

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Cinéma / KinoCulture / Kultur

Karlovy Vary 2025: About a Hero von Piotr Winiwicz – Werner Herzogs Provokation

Werner Herzogs Statement „A computer will not make a film good as mine in 4500 years“ ist die provokante Wette, auf die der polnische Filmmaker Piotr Winiwicz in About a Hero sogleich reagierte und begann, ein KI-Programm namens Kasper mit Patterns aus Werner Herzogs Filmen zu füttern und ein Skript anzufragen. (…)

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Karlovy Vary 2025 – 120 000 Vermisste des kolumbianischen Bürgerkrieges appellieren an die mögliche Einheit der Nation

In seinem komplexen filmischen Essay in Form eines seines hybriden Dokumentarfilmes kehrt der kolumbianische Regisseur Federico Atehortúa Arteaga erneut zurück zur Interferenz zwischen Kolumbiens politischen Geschichte und des Filmmediums. Bereist in Pirotecnia (auch: Mute Fire) (2019) verfolge er die Entstehung einer nationalen kollektiven Identität durch mediale Mitteln seit den Anfängen des letzten Jahrhunderts. Dort thematisiert er ebenso den Gebrauch von gefälschten Bildern, die von der Armee getötete Jugendliche als Guerillakämpfer verkleidet zeigen, um einen scheinbaren Sieg im bewaffneten Konflikt vorzutäuschen. Im aktuellen in Karlovy Varys Internationalen Film Festival im Proxima Wettbewerb gezeigten Werk Forensics (Forenses) wird die Geschichte Kolumbiens erneut erzählt, diesmal fokussiert auf die etwa 120 000 Vermissten, Opfer zumeist des zivilen Krieges zwischen der Armee und den FARC. (…)

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Cinéma / KinoCulture / Kultur

Karlovy Varys Hauptpreis 2025 geht an ein das Aussenseitertum zelebrierendes Werk – Better Go Mad in the Wild

Bereits die erste Einstellung verblüfft. Ein graubärtiger Mann steht in einer sehr hohen Baumkrone und deklariert einen Text, der sein Leben und seinen Tod auf unserer Erde affirmiert. Sofort werden wir Zeuge eines nicht nur alternativen, sondern wirklich aussergewöhnlichen Lebens eines Zwillingsbrüderpaares fortgeschrittenen Alters. František und Ondrej Klišík, die ihre Geburtslandschaft Šumava, ein Naturschutzgebiet im Böhmerwald im Südwesten Tschechiens, nie verlassen haben. Sie verbrachten ihr Leben in einem kleinen Landhaus ohne Heizung, zusammen mit ihren Haus- und Nutztieren, die alle ihren Eigennamen haben. (…)

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Cinéma / KinoCulture / Kultur

Karlovy Vary 2025 – Der Krieg gegen die Natur: Im aktuellen Kriegstreiben wird selten von der Natur gesprochen, Divia schweigt hier nicht

In den ersten Minuten scheint der Zuschauer mit einem Naturfilm konfrontiert zu sein, der die Schönheit einer noch intakten Natur beschreibt, ein ungestörtes Pflanzen- und Tierleben, beobachtet aus Dronenperspektive. Schmetterlinge, Schwalben, Rehe, Bären und Hirsche unter sich, dies könnte Teil unserer Wirklichkeit sein. Das war sie erst. Doch die Realität sieht anders aus. Erste Bombeneinschläge werden hörbar, erste Brandanschläge sichtbar. (…)

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