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Berlinale 2022 – Berlinale Special: Incroyable mais vrai (Incredible but true) von Quentin Dupieux

Beim französischen Regisseur Quentin Dupieux muss man immer auf eine Überraschung gefasst sein. Seit 2002 macht er Filme und ist immer Regisseur, Autor, Schnittmeister und Kameramann in Personalunion. Auch die Musik zu seinen Filmen schreibt er häufig selbst. Dies überrascht nicht, ist er schon seit den neunziger Jahren als Mr. Oizo, ein DJ, Komponist und auch für eigene Konzerte mit Elektropopmusik bekannt. Nachdem er 1999 sein Musikvideo selbst inszenierte, begann er nach einem Kurzfilm ab 2007 auch Langfilme zu drehen. Mit seinem zweiten Spielfilm Rubbe, der 2010 in Cannes Premiere hatte wurde er weltweit  bekannt und dreht seitdem einen Film nach dem anderen, die jeweils auf den grossen Filmfestivals Premiere haben. Und verfolgt seine Musikkarriere trotzdem nebenbei noch weiter. Seine Filmthemen wechseln, sind aber immer fantastischer Natur und ihr Markenzeichen sind absurde Themen, die häufig ins surreale driften und immer originell und witzig sind. So ist Rubber die Geschichte eines mordenden Autoreifens. Dem folgten böse Cops mit merkwürdigen Handlungen beim Leichenentsorgen (Wrong Cops ), ein Möchtegernregisseur, der seinen Film nur finanziert bekommt, wenn er einen Schrei findet, der den Oscar bringt (Réalité), eine Wildlederjacke, die seinen Besitzer zum Morden bringt (Monsieur Killerstyle) oder die Abenteuer zweier Looser, die eine Riesenfliege finden (Mandibules). Dabei sind seine Filme immer kostengünstig und selten länger als 90 Minuten geblieben. Gedreht mal in Amerika, mal in Frankreich, begann er mit den in Frankreich bekannten Komikern Ramzy Bedia und Eric Judor, hat in den letzten Jahren aber immer mehr international bekannte Schauspieler wie Jean Dujardin, Alain Chabat oder Adele Haenel in den Hauptrollen. Und viele, die mit ihm drehten, drehen gerne wieder mit ihm.

— Léa Drucker und Alain Chabat – Incroyable mais vrai (Incredible but True)
© ATELIER DE PRODUCTION-ARTE FRANCE CINEMA-VERSUS PRODUCTION-2022

In seinem neuen Film Incroyable mais vrai  werden zwei Geschichten verwoben, denen das Thema Jugendwahn und das nicht gute Umgehen mit dem Altern das Thema sind. Alain (Alain Chabat, bereits Hauptdarsteller in Réalité) und seine Frau Marie (Lea Drucker), ein in die Jahre gekommenes Ehepaar, wollen sich ein neues Haus kaufen. Als der Makler ihnen sagt, es hätte einen Mehrwert, sind sie kurz erstaunt, nehmen es aber schnell als Wahrheit zur Kenntnis: durch eine Falltür im Keller gelangen sie wieder in dieselben Räume des Hauses, aber 12 Stunden in der Zukunft und 3 Tage jünger als zuvor. Also ein Haus mit eingebauter Zeitmaschine.

Gerard (Benoît Magimel), der Boss von Alain, hat auch ein Geheimnis, was er beim Abendessen erzählt. Um seine jüngere Freundin Jeanne (Anais Demoustier, bereits in Die Wache dabei) auch weiterhin so potent beglücken zu können, wie bisher, hat er sich in Japan einen Kunstpenis einsetzen lassen, der mehrstufig verstellbar ist.

Doch es kommt wie es kommen muss: Marie will immer jünger werden und rennt tagelang die Treppe hoch und runter, Gerards Penis hat einen Kurzschluss und er muss nach Japan zur Operation.

Auch in seinem neuen Film bleibt Dupieux sich treu: eine absurde Fantasygeschichte mit schrägen Ideen. Nach Mandibules zeigt er nun zum zweiten Mal aber auch Mitleid mit seinen Charakteren, wird trotz traurigem Ende auch mitfühlender, als es in bisherigen Filmen der Fall war. Und er scheint bei weiblichen Darstellerinnen eher auf blond zu stehen. Anais Demoustier, sonst immer brünett ist bei ihm nun zum zweiten Mal blond. Wie immer bei Quentin Dupieux gilt auch hier: entweder man mag es oder eben nicht. Und alle die seine Filme mögen werden mit Originalität belohnt, wenn man sich auf seine jeweilige Grundidee einlässt. Sein nächster Film Fumer fait tousser  ist bereits abgedreht.

Von Quentin Dupieux; mit Alain Chabat, Lea Drucker, Benoît Magimel, Anais Demoustier; Frankreich; 2022; 75 Minuten.

Harald Ringel, Berlin

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Harald Ringel

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