„Finsteres Glück“ ab 16. August in den deutschen Kinos – Ab 13. August Kinotour mit dem Schweizer Regisseur Stefan Haupt
„Zuerst haben wir eine Sichel gesehen und dann nur noch eine schwarze Scheibe mit einem Strahlenglanz.“
Aufgeregt erzählt der achtjährige Yves von einer Sonnenfinsternis, als Psychologin Eliane Hess mitten in der Nacht an sein Krankenhausbett gerufen wird. Als einziger seiner Familie hat Yves einen Autounfall überlebt. Eliane ist gleichzeitig erschüttert und gebannt vom Schicksal des traumatisierten Jungen. Zwischen den beiden webt sich ein unsichtbares Band und die Grenze zwischen Beruflichem und Privatem verschwimmt. Doch Yves hütet ein Geheimnis. Was passierte in der rätselhaften Unfallnacht, über die der Kleine nicht sprechen kann? Während Tante und Grossmutter um das Sorgerecht für den Waisen streiten, trifft Eliane eine mutige Entscheidung.
Finsteres Glück: ein Drama, das die Fallstricke des Pathos behutsam umgeht
Denn mit einer solchen Geschichte ins Pathos zu fallen, könnte nicht einfacher sein – und sie zu kritisieren wäre sogar eine schwierige Übung, da die Geschichte so packend ist. Glücklicherweise versetzt der Zürcher Filmemacher Stefan Haupt seine Schauspieler und Zuschauer nicht in diesen mentalen Zustand der Schwere, der die Emotionen, die in vielen Melodramen die Regie des Films übernehmen und den Zuschauer in einem einzigen Register der Empfindungen gefangen hält.
Die Prologszene stürzt uns direkt in ein beunruhigendes, bedrohliches Universum, in einen Tauchgang in den Issenheimer Altar, begleitet von liturgischer Musik, mit Nahaufnahmen am Detail des Altarbildes, das die Figur des Teufels ist. Dazu kommt der symbolische rote Faden dieser Geschichte, eine Sonnenfinsternis, die den Beginn des Films markiert. Das absolute Drama ist programmiert, der Zuschauer vorbereitet und umso besser, weil das Thema des Films woanders liegt.
Eingebettet in das manchmal blasse Licht der kalten, manchmal nebligen Akzente des Herbstes, blickt Tobias Dengle den Jungen Yves einfühlsam an, versteht es aber, bei Bedarf Abstand zu nehmen und die geschlossene, manchmal fast stumpfe Seite von Elianes Persönlichkeit perfekt zu reflektieren. Stefan Haupt inszeniert seine Schauspieler perfekt, mit dieser Komplizenschaft, dieser Symbiose zwischen Eliane und Yves, zwischen Eleni Haupt (Ehefrau des Regisseurs) und dem aussergewöhnlichen Noé Ricklin.
Finsteres Glück ist ein dunkles und schwieriges Drama, aber mit einer Art Glühen und Erleichterung, die zurückkehrt, wie nach dem Wiederauftauchen der Sonne nach der Sonnenfinsternis, wenn am Ende, alle aus dem Tunnel (eine weitere konstante Referenz im Film) kommen, der gleiche Tunnel, in dem Yves seinen Unfall gehabt hatte..
Vielleicht liegt die Schönheit dieser Geschichte in der Vorstellung, dass es niemanden gibt, der einen anderen rettet, sondern dass in der kosmischen Unordnung der Dinge ein natürliches Gleichgewicht hergestellt wird und die Menschen sich gegenseitig retten, wenn sie sich begegnen können. So ausgedrückt ist es ein bisschen “bieder”, aber man muss, im Licht der heutigen Welt, glauben, dass es nicht mehr offensichtlich ist.
Von Stefan Haupt; nach dem Roman von Lukas Hartmann; mit Eleni Haupt, Noé Ricklin, Elisa Plüss, Chiara Carla Bär, Martin Hug, Alice Flotron, Suly Röthlisberger; Schweiz; 2016; 114 Minuten.
Originalfassung Schwytzerdütsch mit deutschen Untertiteln.
Die ausführliche Kritik auf Französisch hier.
Malik Berkati
Kinotour
Berlin (Premiere): 13. August / Babylon / 19:30
mit Regisseur Stefan Haupt und Hauptdarstellerin Eleni Haupt
Rosa-Luxemburg-Str. 30 / Tickets: 030/2425969
Köln: 14. August / Odeon / 20:00
mit Regisseur Stefan Haupt
Severinstr. 81 / Tickets: 0221-313110
Heidelberg: 15. August / Gloria & Gloriette / 18:30
mit Regisseur Stefan Haupt
Hauptstr. 146 / Tickets: 06221-25319
Freiburg: 16. August / Friedrichsbau / 20:30
mit Regisseur Stefan Haupt
Kaiser-Joseph-Str. 268 – 270 / Tickets: 0761 / 360 31
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