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Deutschland: Offener Brief von neun Interessenverbänden zur FFG-Novelle und Corona-Krise

Wir veröffentlichen diesen Aufruf – aus Gründen der Transparenz weisen wir darauf hin, dass der Chefredakteur von j:mag Mitglied eines der Verbände (Verband der deutschen Filmkritik – VdFK) ist, die den Brief unterzeichnet haben.

— Caligari Filmbühne in Wiesbaden
© Malik Berkati

Betrifft: Rettet die Filmkultur! Positionen von neun Interessenverbänden zur FFG-Novelle und zur Unterstützung der Filmschaffenden in der Corona-Krise

Sehr geehrte Frau Staatsministerin Monika Grütters,
Sehr geehrter Herr Vorsitzender Bernd Sibler,
Sehr geehrte Mitglieder des Bundestages
Elisabeth Motschmann, Martin Rabanus, Yvonne Magwas, Johannes Selle,

wir unterzeichnenden Verbände und Vereinigungen haben großes Verständnis, dass die außergewöhnlichen und für uns alle unerwarteten und belastenden Umstände der Corona- Pandemie auch außergewöhnliche Maßnahmen erfordern.

Wir ersuchen Sie daher, die Laufzeit des aktuellen FFG keinesfalls um mehr als ein Jahr zu verlängern, da wir es für dringend geboten halten, zeitnah ein Gesetz umzusetzen, das schlüssige Antworten auf die Entwicklung und die Krise findet.

Ebenso möchten wir Sie bitten, die Konsultationen zur Novellierung des Gesetzes zeitnah wieder aufzunehmen. Dies kann auch auf kürzeren Wegen als an Runden Tischen geschehen – aber bevor durch Referentenentwürfe bereits Vorfestlegungen vorgenommen werden.

Materielle Not, Sorgen und Unsicherheiten, die durch die Corona-Krise entstehen, betreffen uns alle: Kreative, Produzent*innen, Filmschaffende vor und hinter der Kamera, Verleiher*innen, Filmfestivals und Kinobetreiber*innen. Sie treffen die Branchenmitglieder allerdings sehr ungleich. Nicht wenige arbeiten schon zu normalen Zeiten unter prekären materiellen Bedingungen. Nun drohen ganze Sektoren und Beteiligte zu verschwinden bzw. abgewickelt zu werden. Deshalb möchten wir Ihnen folgenden Vorschlag unterbreiten:

Während einige in dieser Krise vor der Insolvenz stehen, profitieren andere überproportional.  Dazu gehören Netzprovider und Streamingdienste ebenso wie die Fernsehsender, die in Zeiten erzwungener Schließung von Kinos, Filmfestivals und anderen Kinokulturstätten ungeahnte Zuschauerzahlen verzeichnen sowie längst verloren geglaubte Publikumsgruppen ansprechen und über ihre Mediatheken und Youtube-Kanäle mit Filmen versorgen. Erste vorläufige Zahlen zeigen, dass das digitale Streaming von Filmen in fast allen Ländern seit Beginn der Pandemie- Eindämmungsmaßnahmen um bis zu 150 Prozent zugenommen hat. Netflix hat seit Anfang des Jahres allein 16 Millionen neue Abonnenten gewonnen.

Diese Erfolge sind aber nur möglich durch die Vorarbeit all jener Filmschaffenden, Verleiher*innen, Kino- und Festivalmacher*innen usw., die jetzt von der Krise betroffen sind und auf deren Kosten dies nun geht.

Aus unserer Sicht ist hier ein fairer Ausgleich unbedingt geboten, um die krisenbedingte unverschuldete Wettbewerbsverzerrung aufzufangen. Wir fordern daher – auch um die öffentlichen Haushalte nicht noch zusätzlich zu belasten – eine Solidaritätsabgabe durch die Streamingdienste und Netzprovider und – sofern angezeigt – durch die öffentlich-rechtlichen und privaten Sender.
Diese Abgabe sollte all jenen zugutekommen, die im Filmbereich massiv benachteiligt sind, gerade auch den freien Kulturschaffenden im Filmbereich, die von der Soforthilfe des Bundes nicht profitieren. Denn diese sind die Haupt-Leidtragenden in außergewöhnlichen Krisenzeiten.

Es ist wichtig, auch und gerade in schweren Zeiten, gemeinsam an Problemlösungen und Ideen zu arbeiten, um dem Kino in seiner ganzen Vielfalt einen Platz in der Kulturlandschaft auch weiterhin zu sichern. Wie unser letzter Brief wird auch dieser veröffentlicht werden, um die Branche und Öffentlichkeit an der Diskussion zu beteiligen.

In der Hoffnung auf eine zukunftsträchtige Zusammenarbeit verbleiben wir mit freundlichen Grüßen

AG DOK
AG Filmfestival AG Kurzfilm
Bundesverband kommunale Filmarbeit
Bundesverband Regie
Crew United
Hauptverband Cinephilie
Verband der deutschen Filmkritik
Zukunft deutscher Film

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