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Jewcy Movies auf dem 28. Jüdischen Filmfestival Berlin Brandenburg (14.06-19.06.2022)

Nach zwei kulturellen Notjahren glaubten wir, mehr oder weniger zur „Normalität“ zurückkehren zu können… doch wir hatten nicht mit den kriegerischen Bestrebungen eines russischen Autokraten gerechnet. In diesen unruhigen Zeiten, die durch die globale Erwärmung, die weltweit in Bedrängnis geratenen demokratischen Räume und die sich wiederholenden Wirtschaftskrisen geprägt sind, reiht sich eine Katastrophe an die andere, ohne Pause. Kultur wird, und das schon lange vor der Coronakrise, als nicht-essentielles Gut betrachtet. Doch gerade in einer Krise kann die Kultur ihr ganzes Potenzial entfalten: Unterhaltung, Resilienz, Ablenkung, Weltoffenheit, Raum für Reflexion, Trost, Aufklärung und vieles mehr. Die Kultur ist ein wichtiger Bestandteil der Gesellschaft. Das klingt selbstverständlich, aber man sollte keine Gelegenheit auslassen, es zu bekräftigen. In dieser Hinsicht hat das Jüdische Filmfestival Berlin Brandenburg (JFBB)  immer seinen Teil dazu beigetragen, dieses Jahr auch mit 43 Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme sowie zwei Serien unter dem Motto Jewcy Movies – Das Festival hat eine Vorliebe für humorvoll verdrehte Mottos, im Jahr 2018 das spektakulärste: No Fake Jews !

Das Auswahlteam des Festivals kündigt an :

Zwischen Uganda und Tel Aviv, Buenos Aires und Belarus, Casablanca und Berlin, Kyiv und Paris inszenieren Filme aus 13 Produktionsländern ihre Geschichten mit augenzwinkernder Empathie, leichter Hand und tiefer Seele. Hier erkunden unzählige Protagonistinnen und Protagonisten ihre Identitäten, holen Tabus unter nationalistischen Teppichen hervor und begeben sich auf kosmopolitische Lebenswege, von privaten Zwängen oder der Geschichte zur Veränderung gezwungen oder einfach aus freiem Willen.

Ein Festival voller Emotionen und Entdeckungen, jeweils in Potsdam und Berlin und (fast) überall in deutscher Sprache oder mit deutschen Untertiteln; Im Passagekino und Delphi Lux4 in Berlin werden die Filme ausschliesslich mit englischen Untertiteln gezeigt. Hier einige Highlights:

Eine Hommage wird in diesem Jahr der Regisseurin, Autorin und Präsidentin der Akademie der Künste in Berlin, Jeanine Meerapfel, gewidmet. Die Hommage geht über eine reine Werkschau hinaus, denn die Filme beeindrucken durch ihre zeitlose persönliche Reflexion der condition humaine. Sieben ihrer insgesamt sechzehn Arbeiten kommen auf die Leinwand. Ihr neuester Dokumentarfilm, Eine Frau (DE/AR 2021), beschäftigt sie sich mit der Biographie ihrer Mutter. Auf intime Art und Weise erinnert sie sich an eine Frau, für die das Gefühl von Heimatlosigkeit ein Dauerzustand war. Zugleich ist es die Geschichte der Exilerfahrungen einer ganzen Generation im 20. Jahrhundert. Der Film eröffnet das Festival am 14 Juni.

Stummfilmklassiker mit Live-Vertonung: Charles E. Davenport adaptiert in seinem Stummfilm Broken Barriers von 1919 das erste Kapitel des jiddischen Literaturklassikers „Tewje, der Milchmann“. Das Festival zeigt die restaurierte und digitalisierte Fassung. Live vertont wird der Stummfilm von dem in Hamburg lebenden jüdischen Künstlerpaar Daniel Kahn und Yeva Lapsker. Seine Erstaufführung erlebt die Stummfilmvertonung am 18. Juni, um 21.30 Uhr, auf dem Kutschstallhof in Potsdam. Eine weitere Vorführung gibt es am 19. Juni, um 11 Uhr, im Studio 14, der rbb Dachlounge, in Berlin.

Im Wettbewerb, es gibt zwei Filme, über die j:mag bereits ausführlich berichtet hat (Kritiken und Interviews auf Französisch):

Rose von Aurélie Saada, eine französische Komödie. Es geht um die Frage ob eine jüdische Witwe, die im fortgeschrittenen Alter ist, das Leben noch einmal geniessen darf.
Kritik der Film; Interview von der Regisseurin Aurélie Saada und die Schauspielerin Aure Atika; Interview von der Hauptdarstellerin Françoise Fabian. (Firouz E. Pillet, Locarno 2021).

Concerned Citizen von Idan Haguel. Ein Schwulespaar lebt in einem Viertel im gentrifizierenden Übergang im Süden von Tel Aviv. Das Leben von Ben und Raz ist in jeder Hinsicht geordnet. Bis zu dem Tag, an dem ein Nachbarschaftsstreit ihre Wahrnehmung der Welt und ihres Platzes darin in Frage stellt. Eine alltagsnahe Reflexion um liberale Lebenslügen, immanenten Rassismus, Mitschuld, Verantwortung und Zivilcourage. Kritik des Filmes. (Malik Berkati, Berlinale 2022).

Das vollständige Programm: https://jfbb.info/programm/sektionen

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Malik Berkati

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