Vom Festivaljubiläum zur Festivalkrise: goEast bringt mittel- und osteuropäische Filmkunst auf Bildschirme (5-11.05.2020) und Leinwände im Herbst
Wie viele Filmfestivals musste goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Film wegen der Covid-19-Pandemie seine ursprüngliche Ausgabe aufgeben und sich für eine andere Formel entscheiden. Festivals entscheiden sich in diesen Zeiten der gesundheitlichen Krise dafür, ihre Ausgaben entweder zu verschieben oder abzusagen oder den Festivalbesuchern eine Online-Version anzubieten. goEast hat eine Formel gewählt, die es erlaubt, die ursprünglichen Termine mit einem Online-Festival beizubehalten, aber auch Veranstaltungen zu organisieren, die für später im Sommer geplant sind, und die gesamte offizielle Wettbewerb auf dem exzellenten anderen Wiesbadener Filmfestival, Exground Filmfest, in diesem Herbst zu präsentieren.
Eine Hybridlösung
107 Filme aus 40 Ländern, mit insgesamt 21 Deutschlandpremieren standen für das Festivaljubiläum von goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films vom 5. bis 11. Mai 2020 bereits in den Startlöchern. Die 20. Ausgabe von goEast hat allerdings mit unvorhersehbaren Einschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie zu kämpfen. Das hat die Festivalmacher/innen dazu bewegt, eine Hybridlösung mit Online-Angeboten und Live-Events zu einem späteren Termin zu entwickeln. Das Ziel: mittel- und osteuropäische Film(-kultur) trotz und gerade wegen der Krise in Deutschland weiterhin erlebbar zu machen. Die Hybridlösung besteht aus einer klaren Unterteilung zwischen einer Mediathek für das Fachpublikum und einem Video-on-Demand Angebot für die breite Öffentlichkeit. goEast will sich nicht als Streamingplattform positionieren und entscheidet sich deshalb bewusst dafür, nur ein eingeschränktes aber dennoch sorgfältig ausgewähltes Onlineprogramm als goEast On Demand zur Verfügung zu stellen. Viele Sektionen wurden verlegt, damit das Publikum im Rhein-Main-Gebiet die Filme später im Jahr – hoffentlich – auf der grossen Leinwand anschauen kann. Verschoben wurden etwa das Symposium „Filmerbe der Umbruchszeit“ (24.-27. Juli 2020), das Paneuropäische Picknick (September 2020) sowie die Wettbewerbsfilme (November 2020).
hat Festivalleiterin Heleen Gerritsen auf einer Online-Pressekonferenz gesagt.
Im Wettbewerb konkurrieren sechzehn Spiel- und Dokumentarfilme um die Hauptpreise des Festivals. Als solidarische Geste in einer unsicheren Zeit für die gesamte Filmbranche hat sich goEast in Absprache mit den Preisstiftern dazu entschieden, das Preisgeld unter allen Wettbewerbsbeiträgen aufzuteilen. Die Auszeichnungen werden davon abgesehen jedoch durchaus vergeben. Im Wettbewerb berät sich die internationale Jury um Präsident Christoph Terhechte im Festivalzeitraum in Online-Meetings und vergibt die „Goldene Lilie“ für den Besten Film, den Preis für die Beste Regie der Landeshauptstadt Wiesbaden und den Preis des Auswärtigen Amtes für Kulturelle Vielfalt als symbolische Geste.
Es ist ein sehr starker Filmjahrgang in Mittel- und Osteuropa. Ohne Ausnahme erzählen die Filme des diesjährigen Wettbewerbs relevante Geschichten
erklärt Heleen Gerritsen.
Sie sind zum Teil wieder recht politisch und setzen sich, oft auch schwarzhumorig, mit Themen wie Korruption oder Bürokratie auseinander. Traditionell wird in den mittel- und osteuropäischen Kinematografien sehr visuell erzählt, das sehen wir in diesem Jahr auch: Die Bildsprache ist stark und originell.
Festival On Demand
goEast bietet On Demand für den Festivalzeitraum vom 5. bis 11. Mai neben weiteren Programmpunkten alle Filme der Jubiläumssektion EUROPA, EUROPA.
Es gibt viel, worauf goEast stolz zurückschauen kann. Tolle Filme, tolle Gäste
deutet Gerritsen
aber statt eines Best-Of haben wir uns entschieden, uns noch mal auf den Gründungsgedanken von goEast zu besinnen und die Sektion mit zeitgenössischer Filmkunst zum Thema Europa zwischen Ost und West zu bestücken. Dabei wollten wir nicht uns selbst, sondern die Europäische Idee feiern. Am Ende ist ein tolles Programm mit sechs Filmen herausgekommen, die sich alle mit bestimmten Aspekten der europäischen Identität, Geschichte und Vielfalt auseinandersetzen.
Das Filmangebot auf goEast On Demand ist gegen eine Leihgebühr von 6,50 Euro pro Langfilm im Festivalzeitraum vom 5. bis 11. Mai 2020 erhältlich. Nach dem Kauf steht ein Film für 24 Stunden zum Abruf zur Verfügung. Neben der Präsentation von Filmhighlights umfasst das Onlineangebot kostenfreie Programmpunkte wie eine Masterclass mit Václav Marhoul, ein Werkstattgespräch mit Radu Jude, sowie Diskussionspanels und virtuelle Ausstellungen wie Memes Aus Slawistan.
Malik Berkati
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Ping : exground filmfest 33 – hybrid: 13.–22.11. wie geplant On Demand und verschoben auf 11.–20.12. im Kino in Wiesbaden – J:MAG